Syberia

Dieser Artikel beschĂ€ftigt sich mit den von uns im Stream gespielten Teilen von Syberia (aktuell vier). Hierbei handelt es sich nicht um eine Inhaltsangabe oder eine Lösung, sondern eine Mischung aus RĂŒckblick und Bewertung – Spoiler sind also möglich!

Syberia (Teil 1)

Wir mĂŒssen den Erben einer Spielzeugfabrik finden – wie schwer kann das sein?

Der erste Teil von Syberia ist schon recht alt – Veröffentlichung war im Januar 2002. Ich erinnere mich daran, dass ich das Spiel damals gespielt habe, vom Inhalt ist mir jedoch nur eines hĂ€ngen geblieben: es gab sehr viele mechanische Roboter und Spielereien im Universum dieses Spiels. Und ich liebe mechanisches Spielzeug. Als ich letztes Jahr dann entdeckte, dass es einen Remake vom ersten und zweiten Teil fĂŒr die Nintendo Switch gibt, habe direkt zugeschlagen.

Die Geschichte beginnt in Europa Anfang des Jahrtausends. Wir sind Katherine „Kate“ Walker (in den ersten beiden Teilen stoisch von jedem auch immer mit „Kate Walker“ angesprochen), AnwĂ€ltin aus New York. Unsere Aufgabe ist es, den Verkauf der Fabrik des Spielzeug- und „Automaten“-Herstellers Voralberg von der Tochter des GrĂŒnders, Anna Voralberg durchfĂŒhren zu lassen – KĂ€ufer ist ein Megakonzern aus den USA. Wir sind also nur fĂŒr eine Unterschrift da und der Plan ist es, so schnell wie möglich wieder abzureisen – Überraschung, das geht nicht. Anna ist tot und der nun letzte Erbe, Hans, ist verschwunden.

Wie schon gesagt möchte ich hier nicht noch einmal eine komplette Inhaltsangabe erstellen. Dies ist nur der Ausgangspunkt, von dem aus wie uns auf die Suche nach Hans machen – im ersten Teil unser Ziel bis zum Schluss. Wir lernen dabei interessante Leute kennen und lösen einfachere RĂ€tsel, um unseren mechanischen Zug aufzuziehen und die Reise fortfĂŒhren zu können.

Mit Abstand am besten fand ich dabei den Character Oscar. Er ist unser mechanischer Begleit-Automat, der den Zug steuert und uns liebevoll auf die offensichtlichen Ziele bei den verschiedenen Stationen unserer Reise macht. Dabei empfand ich ihn jedoch nie als nervig oder störend, sondern durchaus als nette, mit Emotionen etwas unbeholfene Reisebegleitung – verzichten wollte ich auf ihn nicht.

Absolute Hasscharactere sind praktisch alle, von denen wir aus New York abgereist sind. Unser Chef sitzt uns im Nacken und ruft tÀglich mehrmals an, um uns zu ermahnen, unsere Arbeit zu machen. Unsere beste Freundin nervt uns mit ihren Shopping-Problemen und damit, dass wir ja unseren Verlobten ganz alleine lassen. Unser Verlobter gibt uns die Schuld an allem möglichen und findet es allgemein nicht gut, dass wir auf GeschÀftsreise sind (man bemerke: das alles passiert innerhalb der ersten 2-3 Tage). Und unsere Mutter ist auch nur am Jammern, aber zumindest bei ein oder zwei RÀtseln hilfreich.

Technisch gibt es zu dem Spiel nicht viel zu sagen. Es lief auf der Switch sehr gut, die Controller-Steuerung hatte manchmal ihre SchwĂ€chen – insgesamt gab es aber keine grĂ¶ĂŸeren Probleme. Die RĂ€tsel waren sehr einfach gehalten (man kann z.B. GegenstĂ€nde aus dem Inventar gar nicht kombinieren, wodurch deren Zweck schnell erkennbar wird). Ich habe das Spiel hauptsĂ€chlich aufgrund der Story gespielt, die mich auch immer noch begeistert. Alles in allem hat es sich fĂŒr mich auf jeden Fall gelohnt!

Syberia II

Kate und Hans auf einem Schiff – wohin geht die Reise wohl?

Teil Eins endet mit einem Cliffhanger – wir finden Hans, Hans fĂ€hrt mit dem Zug weiter und wir springen gerade noch auf, um mitzukommen. Hans hat sich nĂ€mlich fest in den Kopf gesetzt, die Insel „Syberia“ (ah, daher der Name!) zu finden. Denn Hans ist besessen von Mammuts und dort soll es noch welche geben (fĂŒr Details zu der Geschichte hĂ€ttet ihr den Stream schauen mĂŒssen). Die Route dorthin kenn nur noch das geheimnisvolle Volk der Youkol. Über diese gibt es viele Berichte, aber gesehen wurden diese schon lange nicht mehr.

Im ersten Moment spielt sich das Spiel wie der erste Teil – wir lösen RĂ€tsel, um den Zug fahren zu lassen. Dabei stoßen wir wieder auf Freunde und Feinde, die uns aus diversen GrĂŒnden helfen oder eben nicht – klassisches Point & Click eben. Was technisch teilweise mittelmĂ€ĂŸig, teilweise auch schlecht umgesetzt wurde, wurde fĂŒr mich durch die Story aber wieder wettgemacht – das Ende (was aus meiner Sicht das Ende der Serie hĂ€tte sein sollen) – hat mich sehr mitgenommen.

Technische HĂŒrden in diesem Teil waren hauptsĂ€chlich die RĂ€tsel-Objekte. Diese waren zum einen in sehr seltsamen Orten versteckt, die die Kamera nicht einsehen konnte (allgemein war die KamerafĂŒhrung eher mittelmĂ€ĂŸig), zum anderen war es durch die Controllersteuerung manchmal völlig unklar, dass bestimmte Objekte benutzbar sind – wir sind oft frustriert durch die Gegend gelaufen und mussten an mehreren Stellen die Komplettlösung bemĂŒhen, um Sachen zu verstehen – sehr schade. Wie gesagt empfand ich die Story aber als zu gut, um nicht weiterzumachen – und ich denke nicht, dass ich es bereue.

Syberia 3

Wir betrachten eine Youkol-Skulptur auf einem Markt

Teil Drei – der Moment, vor dem es hĂ€tte Enden sollen. Syberia 2 lies einen am Ende schon mit einigen Fragen zurĂŒck. Wir waren alleine auf der Insel Syberia und hatten weder Boot noch Richtung. Das war da noch nicht wichtig, denn ich zumindest war erstmal von dem GlĂŒcksgefĂŒhl berauscht, dass die Reise endlich am Ziel war. Syberia 3 eröffnete die Fragen dann wieder – ohne sie zu beantworten.

Ein Youkol-Stamm auf Wanderschaft (der Einfachheit halber: von A nach B) findet uns und pĂ€ppelt uns auf. Wir werden danach in ein Krankenhaus gebracht, in dem wir den jungen Kurk kennen lernen. Er wird dort, wie wir spĂ€ter erfahren, gefangen gehalten, damit der Stamm nicht weiterziehen kann, denn er ist ihr AnfĂŒhrer. Unsere Aufgabe besteht fortan darin, dem Stamm bei den zahlreichen HĂŒrden zu helfen, die ihnen in den Weg gestellt werden.

Auf die Story will ich gar nicht zu sehr eingehen – sie wĂ€re an sich okay gewesen, innerhalb des Syberia-Universums war es aber offensichtlich, dass an das eigentliche Ende von Teil 2 noch einmal angeschlossen werden sollte – wieso weiß ich nicht. Die technische Seite war aber katastrophal.

Die Performance des Spiels war grĂ¶ĂŸtenteils okay. Die Grafik war zehn Jahre Ă€lter als das Spiel, und die „Controller first“-Steuerung war grausam. Ich habe es mit der Maus probiert, dann jedoch schnell gewechselt. Es war nicht gut, aber besser. Die Steuerung in den RĂ€tseln selbst, zum Beispiel beim Umlegen von Schaltern oder Drehen von Ventilen, war umstĂ€ndlich und hat oft versagt. An einigen Stellen konnte man auch erst nach mehreren Versuchen ĂŒberhaupt die richtigen Stellen oder Items anwĂ€hlen, bevor man weiterkam.

Es gab mehrere RĂ€tsel, die nicht richtig ĂŒbersetzt wurden, wodurch man hier ohne Lösung gar nicht weiter gekommen wĂ€re. Teilweise ging der Sinn eines Satzes verloren, teilweise wurden aber auch konkrete Zahlen falsch ĂŒbersetzt. Das war sehr schade und hinterließ bei mir den Eindruck, dass das Spiel nie von einem der Entwickler selbst getestet wurde (zumal es ja seit mindestens 5 Jahren nicht behoben wurde).

Ein Problem, dass auch Teil 2 schon in den AnfĂ€ngen hatte, war der Platz. Es ist alles viel zu groß. Man lĂ€uft minutenlang nur von A nach B, um dann festzustellen, dass man bei A was vergessen hat. Oder man lĂ€uft einfach so durch die Gegend, weil man gar nicht weiß, wo man jetzt was tun soll. Zwar sah die Umgebung beim ersten Anblick wirklich imposant aus, nach zwei oder drei besuchen war jeder „leere“ Ort aber nur noch nervig.

Insgesamt ein Spiel, dass ich nur durchgespielt habe, um auf den nĂ€chsten Teil hinzuarbeiten. Und der hat mich ĂŒberrascht.

Syberia: The World Before

Wir lernen Dana Roze kennen

Ein Jahr nach Teil 3. Wir wurden von den bösen Russen in eine Mine zur Zwangsarbeit geschickt, in der wir Elfenbein finden sollen (kein Plan, fragt mich nicht). Dabei lernen wir kurz Katjusha kennen, unsere Zellengenossin. Eine intimere Beziehung zwischen uns beiden wird angedeutet, aber nie wirklich ausgesprochen. Das ist aber auch nicht wichtig, unsere Reise treten wir ohne sie an.

Ausgang ist, dass wir einen Durchbruch zu einem alten Bahnhof finden. Dort wiederum finden wir ein GemĂ€lde einer Frau, die uns, laut Katjusha, wie ein Zwilling gleicht. Im darauffolgenden Chaos können wir fliehen und Katjusha hat uns das Versprechen abgenommen, diese Frau zu finden. Die Suche bildet dann auch das ĂŒbergeordnete Ziel des Spiels.

Ich fand die PrĂ€misse „die sieht dir aber Ă€hnlich“ ehrlich gesagt ein bisschen Schwach, aber egal, das Ergebnis zĂ€hlt. Und das darauffolgende Abenteuer war es absolut wert. Das Spiel hat eine wirklich schöne Geschichte zu erzĂ€hlen, die uns abwechselnd in die Vergangenheit und dann zurĂŒck in die Gegenwart holt – wir erforschen die Geschichte von Dana Roze (und lernen dabei natĂŒrlich auch was ĂŒber uns selbst). Dabei lösen wir gut gemachte RĂ€tsel, die mich dieses Mal wirklich auch zum Nachdenken gebracht haben. Und das nicht nur, weil es ohne Lösung unmöglich gewesen wĂ€re.

Die Steuerung entspricht endlich einem Point&Click: man zeigt auf etwas und klickt. RevolutionĂ€r fĂŒr diese Serie (sorry, da konnte ich nicht widerstehen). Wir wechseln mehrmals die Perspektive und lernen so die anderen, wichtigen Charactere viel besser kennen, was ich sehr schön fand.

Einziger Wermutstropfen war die Technik an sich. Das Spiel hat an mehreren Stellen stark geruckelt und die Zwischensequenzen haben OBS öfter mal durcheinander gebracht – im Nachhinein habe ich gelesen, dass das viele Spieler mit nvidia-Grafikkarten hatten, aber jetzt lĂ€sst es sich nicht mehr Ă€ndern. Szenen wie das Klavierspiel auf dem Musikplatz machen das fĂŒr mich aber auf jeden Fall wieder wett.

Insgesamt hat sich die Serie mit diesem Teil aber sehr verbessert!

Kate und New York

Eine Sache, die mich die ganze Serie hindurch gestört hat, war Kate. Also, nicht Kate an sich, sondern eine Eigenschaft von ihr: sie kommt von ihrer Heimat nicht wirklich los. Was im ersten Moment nach einer gesunden Beziehung zum Zuhause klingt, relativiert sich schnell, wenn man sich die einzelnen Personen anschaut: ein Verlobter, der uns nach drei Tagen Reise schon VorwĂŒrfe macht und anscheinend glaubt, wir entglitten seiner Kontrolle; eine „beste Freundin“, die nur auf sich fixiert ist und uns Dan schon nach ein paar Tagen Abwesenheit ausspannt; eine Mutter, die zumindest ab und zu hilfreich ist, aber unsere AutonomitĂ€t auch nicht richtig akzeptieren will; und zu guter Letzt unser Boss, der unsere Mission schon nach ein paar Stunden gescheitert sieht, weil es Probleme gibt.

Alles in allem hatte die Serie nach Teil zwei bei mir den Eindruck hinterlassen, dass Kate diese Personen ĂŒberwunden hatte. Teil Drei zeigte storytechnisch relativ eindeutig, dass sie Ihren eigenen Weg geht. Teil 4 hat das ganze nun wieder ein wenig zurĂŒckgedreht: wir scheinen aus irgendeinem Grund doch noch an Olivia zu hĂ€ngen (die, die jetzt mit unserem Verlobten verheiratet ist und uns unterschwellig auch SchuldgefĂŒhle fĂŒr den Tod der eigenen Mutter einredet). Das hat mir nicht gut gefallen, zum Ende hin kam aber noch der lang ersehnte Twist, ohne den ich das Spiel verflucht hĂ€tte: anstatt nach Hause zu fahren, jagen wir den nĂ€chsten Zug. Sehr schön.

Fazit

Ich warte ungeduldig auf den nĂ€chsten Teil. The World Before hat eindeutig gezeigt, dass man an vielen Stellen gelernt hat, und ich will unbedingt sehen, wie das in Zukunft umgesetzt wird. Die Story, die den Fokus von Hans‘ Mission, nach Syberia zu kommen, nun vollstĂ€ndig auf die Reise und Entwicklung von Kate geĂ€ndert hat, hat mich vor allem im 4. Teil sehr begeistert. Ich freue mich schon darauf zu erfahren, wie es weitergeht!