God of War (steht zumindest drauf)

In diesem Artikel reden wir über den aktuellen „God of War“-Teil von 2018. Dieser unterscheidet sich in einigen Punkten von den originalen Spielen. Wie ich das finde, wie es technisch funktioniert hat und allgemein ein paar Gedanken fasse ich hier zusammen. Dabei natürlich wieder die obligatorische Spoilerwarnung.

Nachdem wir nun also alle früheren Teile der Reihe gespielt haben, war ich gehyped. Die Reihe hatte mich bisher nur begeistert (über Ascension reden wir nicht) und ich war gespannt, was mich im neuen Teil erwarten würde. Ich wusste schon, dass es in die nordische Mythologie geht – was anderes blieb ja auch kaum übrig, alle Götter in Griechenland hatten wir schon getötet.

Ein Punkt, der mich vor allem beim zweiten Teil sehr überrascht und noch mehr begeistert hatte war, wie gut der Anschluss funktioniert hat. Die Story war ja sowieso für eine Trilogie geplant, aber auch die Erklärungen für spielmechanische Notwendigkeiten (wieso habe ich nicht mehr alle Magie, wo sind all meine Verbesserungen hin) war für mich noch nie besser gemacht worden. Statt eines „ja du fällst halt hin und verlierst es“ oder so war es ein weiterer Verrat, der uns diese Gaben nahm – es war ein integraler Teil der Story, der die weitere Motivation erklärte. Ich glaube ich habe bisher noch nichts gespielt, was diesem Übergang das Wasser reichen konnte.

Wir treffen einen Fremden – wer das wohl ist?

Der neue Teil lässt frischen Wind in dieses Konzept wehen – der Übergang wird einfach gar nicht erklärt. Überhaupt nicht. Wir haben auf einmal ein Kind und eine tote Ehefrau und sind im Norden. Punkt. Über das ganze Spiel wird nicht richtig erklärt, wieso wir nach Teil 3 noch leben, was wir hier tun, wieso wir hier sind, und so weiter und so fort. Das hat es mir ehrlich gesagt sehr schwer gemacht, die Motivation zu verstehen – ich kannte die Frau und den Sohn nicht und erkannte Kratos nicht wieder. Ich würde nicht soweit gehen, dass sie mir egal waren, aber ehrlich gesagt – ich habe das gemacht, was mir das Menü gesagt hat, nicht das, was ich als Kratos‘ Motivation empfunden habe. Das haben die alten Teile viel besser gelöst, und das war auch eine große Enttäuschung für mich.

Es gibt durchaus verbindende Elemente zu den alten Teilen. Aber mehr so als „Guck mal, das kenne ich“-Element

Ein wenig unmotiviert stolpere ich nun also durch diese Welt – diese offene Welt. Und das ist meine nächste Frage: wieso?

Open Worlds haben grundsätzlich immer ein Problem: warum solltest du sie erkunden? Du hast in jedem Spiel ein Ziel, das ist dem Protagonisten sehr wichtig, und deshalb müsst ihr eigentlich so schnell wie möglich alles notwendige tun, um dieses Ziel zu erreichen – oder würdet ihr vorher noch schnell zum Einkaufen fahren und ein paar Pilze sammeln, bevor ihr euren besten Freunden zur Hilfe kommt, wenn sie in Not sind?

Verschiedene Spiele gehen damit unterschiedlich gut um. Ein positives Beispiel ist für mich „Legend of Zelda: Breath of the Wild“. Man kann wenn man will sofort zu Ganon gehen und den Bosskampf versuchen – es macht aber einfach Sinn, vorher viel zu erkunden und somit Fähigkeiten und Wissen aufzubauen. Daher funktioniert hier die Open World gut.

Man kann Skills verbessern, Waffen, Runen und Rüstung – für mich persönlich zu viel Schnickschnack

GoW ist für mich wiederum fast ein Negativbeispiel. Man hat Kratos, der bisher immer geradewegs auf sein Ziel zugelaufen ist und selbst im aktuellen Teil jeden geskripteten Umweg als lästig ansieht. Man hat ein klares Ziel und man hat ein Kind dabei, das nicht sterben soll – macht es da Sinn, vorher nochmal am Strand langzulaufen oder eine Walküre aufzusuchen und herauszufordern? Ich persönlich empfände es als seltsam. Zumal Kratos auch in Nebensätzen immer wieder zur Eile auffordert – Atreus wiederum würde gerne mal die Gegend erkunden. Motiviert hat mich das allerdings nicht.

Wir fahren viel Boot. Atreus will die Strände erkunden – klar, der letzte Wunsch seiner Mutter hat ja Zeit

Nach so viel Gemecker jetzt aber mal zu den positiven Seiten: das Spiel sieht verdammt gut aus, hört sich verdammt gut an, und macht irrsinnig viel Spaß. Epische Kämpfe gegen riesige Gegner, die schon bekannten, weitläufigen und trotzdem detaillierten Hintergründe und Landschaften und die unterschiedlichen Mechaniken machen wirklich viel Spaß. Die Axt (funktioniert wie Thors Hammer) ermöglicht neue Rätselmechaniken und Atreus mit seinem Bogen muss überlegt eingesetzt werden, um bestimmte Rätsel zu lösen oder uns im Kampf zu helfen – eine sehr interessante Erweiterung des Systems, die mir gut gefallen hat.

Bestimmte Truhen lassen sich mit kleinen Rätseln öffnen. Finde die Glocken und wirf die Axt nach ihnen

Technisch hat das ganze auch sehr gut funktioniert: wir haben das Spiel über PSNow gestreamt, dabei hatten wir keinerlei Abstürze und nur sehr wenige Lags an ein paar Stellen – alles in allem aber kaum von einer lokalen Installation unterscheidbar. Bugs sind mir auch keine aufgefallen.

Eine halb technisch, halb inhaltliche Eigenheit ist mir dennoch aufgefallen: das Balancing hat komplett am Rad gedreht. Während in den ersten Teilen immer ein Kampf aus dem Rahmen viel, waren die Kämpfe hier sehr weit in ihrer Schwierigkeit gestreut. Ich habe mehrmals den Modus wechseln müssen, weil ich einen Kampf nicht geschafft habe, nur um danach in einen viel zu einfachen Kampf zu fallen. Die verschiedenfarbigen Balken, die die Schwierigkeit eines Gegners anzeigen sollten, waren auch mehr gewürfelt als gemessen. Und der Zorn Spartas war einfach nur eine Enttäuschung.

In den alten Teilen die ultimative Waffen, die alles und jeden zerhackt hat (deshalb musste sie auch immer wieder mühsam aufgeladen werden), war hier komplett durcheinander. Manche Bossgegner haben sehr darunter gelitten, andere, grün markierte Basisgegner konnten schon mal zwei oder drei Schläge einstecken – sehr frustrierend. Auch, weil die so mühsam aufgebaute Attacke mit der zugegebenermaßen immer noch epischen Startanimation manchmal völlig verschwendet erschien.

Die Bosse waren groß und episch – nur weil man so einen Drachen besiegt heißt das ja aber nichts

Alles in allem gab es viel, was mir gefiel, aber leider fast genau so viel, was mich störte. Schlussendlich ist es für mich fast dasselbe wie mit den neueren Assassin’s Creed Teilen: gleicher Name, weil die Marke kennen die Leute, ähnliche Charactere, aber ein ganz anderes Spiel. Und weil es grade im Trend ist, irgendwas mit Wikingern.

Der Open World Gedanke passt für mich überhaupt nicht zu GoW und die Story kann aus meiner Sicht nicht mal im Ansatz mit der der originalen Teile mithalten – man rennt von A nach B und haut alles aus dem Weg, was sich dort aufhält. Man tötet wieder ein paar Götter und erfährt ein bisschen über die alternative Welt – der ganze Rest ist einfach gegeben. Man erfährt ein bisschen über die Götter, die hier leben und deren Geschichte; warum mich das als Kratos interessieren sollte, wüsste ich aber nicht.

Die Aussicht ist immer atemberaubend

Es wird für den nächsten Teil eine neue Story mit Atreus als wesentlichem Element angeteasert, was durchaus interessant sein könnte; ob wir das spielen werden, weiß ich aber noch nicht.

Ich möchte damit nicht sagen, dass GoW ein schlechtes Spiel in sich ist oder das es nicht Spaß gemacht hat. Den Titel God of War hat es sich aber aus meiner Sicht nicht verdient. Hier wurde eine bekannte Marke auf ein generisches Spiel geklebt und gehofft, dass es keinem Auffällt – ich für meinen Teil bilde mir zumindest ein, dass ich es durchschaut habe.

Was sind eure Gedanken dazu? Lasst es mich gerne wissen und uns dazu auf Discord oder im Stream diskutieren!