Amerzone Prime – Wir liefern ein Paket aus

Nachdem wir die Syberia-Reihe vorerst beendet haben und sehnlichst auf den nächsten Teil warten, haben wir uns an einem Sonntag hingesetzt und ein etwas älteres Spiel gespielt – Amerzone. Was mir dabei aufgefallen ist und wie ich es insgesamt fand, könnt ihr hier lesen.

Ich habe Syberia im Zusammenhang mit diesem Spiel ganz bewusst erwähnt: die Ähnlichkeit im Stil und im Storytelling sind bemerkenswert. Das ist auch kein Zufall, Benoît Sokal hat beide Spiele entwickelt und vor allem die sehr detaillierten Grafiken und Hintergründe entworfen. Der Stil ist mir so vorher noch in keinem Spiel begegnet, hat mir aber sehr gefallen.

Amerzone hat dennoch nur indirekt mit Syberia zu tun; im Wesentlichen wird in Teil Eins ein Abenteurer erwähnt, der in das Land Amerzone reist und dort seltsame Tiere und teilweise noch seltsameren Menschen begegnet. Wir können also davon ausgehen, dass es im selben Universum spielt, da hört die Verbindung dann aber auch schon auf.

Spielmechanisch handelt es sich hierbei um ein Point&Click Adventure. Anders als in den anderen, bestenfalls 2,5D-Welten, befinden wir uns hier allerdings in einer „echten“ 3D-Welt. Wir können zwar immer nur zu bestimmten Punkten teleportieren, uns dann aber in alle Richtungen frei drehen. In der Mitte des Bildschirms ist dann ein fixer Punkt angebracht, der uns als Cursor dient und uns mit den Gegenständen und der Umwelt interagieren lässt – eine sehr interessante Idee, die ich so vorher noch nicht gesehen habe, und die überraschend gut funktioniert hat.

Der Kreis in der Mitte stellt unseren Cursor dar

Bei den wenigen anderen Characteren, mit denen wir interagieren können, gab es stehts zwei Modi: entweder als 3D-Animierte Figur in dieser seltsamen 3D-Ansicht (seltsam, aber auf keinen Fall schlecht!) oder als vollständig animierte Filmsequenz – letztere vor allem bei den Dialogen. Insgesamt kann man festhalten, dass man dem Spiel das Alter definitiv anmerkt; es hat mich trotzdem begeistert, welche Ideen man damals hatte.

Die Story des Spiels ist recht kurz erklärt: ein Abenteurer hat damals mit Freunden Amerzone entdeckt, erkundet und dabei ein Ei von einem speziellen Vogel mitgehen lassen – ebenjenes sollen wir jetzt zurückbringen. Sie ist recht simpel gehalten, aber funktional. Wir klicken uns durch sieben Kapitel sehr unterschiedlicher Länge und kommen dem Ziel damit näher. Die Dialoge und Situationen sind interessant, die Rätsel teilweise knackig, aber alle lösbar. Ein Tipp ist es auf jeden Fall, sich immer gut umzuschauen.

Ich weiß nicht, wie oft ich an dieser Stange vorbei gerannt bin

Was für mich das absolute Highlight darstellt sind die Hilfsmittel in Form von Büchern und Texten. Vor allem das Album, dass die vorherige Reise des Abenteurers protokolliert, ist sehr detailliert geschrieben und gezeichnet. Man merkt dem Entwickler auf jeden Fall an, dass er Comiczeichner war. Die Grafiken könnten genau so von einem Entdecker abgezeichnet worden sein und die Handschrift lässt in einem das Gefühl aufkommen, man läse gerade wirklich seine Notizen. Im Stream war es leider nicht praktikabel alles durchzulesen, aber die Hinweise waren teilweise gut versteckt – sehr schön gemacht und viel Platz für Hintergrundinformationen.

Ein genauer Plan des Reisevehikels – mit Anleitung

Diese Liebe zum Detail hat allerdings auch ihre Tücken: man liest wirklich das, was in Handschrift auf der Grafik steht – keine Transkription in eigenem Fenster. Sollte die Schrift also an manchen Stellen zu undeutlich sein: Pech gehabt. Das würde heutzutage vermutlich anders gelöst werden, ist mir aber dennoch aufgefallen. An einigen Stellen brauchte auch ich einige Anläufe, um die Bedeutung zu verstehen.

Ich hoffe Ihr könnt Schreibschrift lesen, denn schon im Inhaltsverzeichnis versteckt sich ein Hinweis

Was ist nun mein Fazit? Nun, zum einen war das Spiel nicht teuer (4.99€ auf GOG, DRM-Frei), daher ist es auf jeden Fall kein rausgeschmissenes Geld. Die Story ist okay, die Mechanik des Spiels interessant, aber auch schnell erlernt. Für einen Nachmittag konnte mich das Spiel dennoch begeistern – es war, als hätten wir einen interaktiven Comic gelesen, bei denen wir die Rätsel lösen mussten. Die Details und das generelle Gefühl beim erkunden der Welt würden mich nicht langfristig halten; für eine kurze Realitätsflucht waren sie aber sehr gut geeignet.

Was denkt ihr dazu? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu und lasst uns auf Discord darüber sprechen!