Mafia: Der verflixte dritte Teil

In diesem Post spreche ich über Mafia – hauptsächlich den dritten Teil. Es gibt viel, was ich dazu schon in den Streams besprochen und bewertet habe, dennoch möchte ich es hier noch einmal zusammenfassen. Was ist mit diesem Spiel, dass es mich so sehr beschäftigt?

Zu den ersten beiden Teilen gibt es nicht viel zu sagen. Der erste war beim Release 2002 eine Offenbarung – ein Spiel so detailverliebt, wie ich es bis dahin noch nicht gesehen hatte. Die Story war packend, und trotz teilweise sehr unfairer Stellen (wir alle kennen das Autorennen) ist es für mich bis heute eins der besten Spiele überhaupt. Die Definitive Edition hat für mich vieles verbessert, nichts unnötig neu erfunden und war somit seinen Kauf wert.

Mafia 2 war auch ein gutes Spiel. Es gab ein paar Sachen, die ich nicht notwendig fand (die Open World war nichts für mich), insgesamt aber wieder sehr gut. Abwechslungsreiche Missionen, passender Humor an den richtigen Stellen und eine verbesserte Grafik – nicht so ein einschlagendes Erlebnis wie der erste Teil, rundherum aber in Ordnung.

Die gute alte Zeit

Doch jetzt kommt der dritte Teil, und der macht mich fertig. Denn er kennt nur Extreme: entweder wirklich gut oder absolut grottig. Gefühlt gab es nichts, was dazwischen lag.

Es fängt sehr vielversprechend an. Ich möchte nicht allzu sehr auf die Story an sich eingehen, nur so viel: wir sind ein Schwarzer im Amerika Ende der 60er Jahre – definitiv viel Potential für Zündstoff. Unsere „Familie“ wurde ermordet und wir sinnen auf Rache. Im Verlaufe unseres Feldzuges gegen unseren Feind werden dabei viele gesellschaftliche und politische Themen der Zeit angesprochen; dabei wird die Realität sehr brutal, aber immer passend dargestellt. Das Spiel hält sich nicht zurück (vor allem nicht mit der Benutzung des N-Wortes), übertreibt aber auch nicht und zieht es aus meiner Sicht so nicht ins lächerliche.

Ein gesamter Storyabschnitt beschäftigt sich diesem Sheriff – sehr intensive Zwischensequenz

Die Story wird vor allem in Filmsequenzen erzählt, die teilweise rückblickend im Stil einer Dokumentation dargestellt werden – Leute werden über die Ereignisse in der Vergangenheit befragt. Diese Sequenzen sind für meinen Geschmack vor allem am Anfang ein wenig zu zahlreich, dafür aber sehr gut gemacht. Sowohl Inhalt als auch die graphische Darstellung sind packend und halten die Spannung aufrecht. Man sieht wenig wirklich im Voraus kommen.

Einer derer, die in der Zukunft über unsere Taten reden – einer von zu vielen

Was man dafür definitiv kommen sieht, sind die Missionen. Es gibt sehr viele, spannende Storymissionen, die wirklich Spaß machen und verschiedene Mechaniken nutzen – und dann gibt es noch die Missionen, die man viel zu oft macht. Der Grundgedanke ist, dass man die einzelnen Gebiete dem aktuellen Boss der Mafia wegnehmen muss, indem man dessen Geschäfte stört – soweit, so nachvollziehbar.

Es läuft aber leider darauf hinaus, dass man etwa 20 Mal genau dasselbe macht: sprich mit einem Informanten, töte ein paar Leute, zerstöre ein paar Kisten. Das ist beim ersten Mal noch recht witzig, spätestens beim vierten Mal hat man keine Lust mehr. Für den Storyfortschritt ist es aber notwendig. Definitiv eine der schlimmsten Gameplay-Entscheidungen, die ich je gesehen habe.

Die Schadenssumme stieg mit jeder Mission an – allerdings auch der Schaden pro zerstörter Einheit

Der andere große, sehr störende Punkt sind die technischen Feinheiten des Spiels. Es ist uns im Laufe unserer Streams teilweise mehrmals täglich abgestürzt. Die Fahrmechanik ist eine Katastrophe, genau so wie das Schadensmodell, sowohl an Fahrzeugen als auch an Personen. An vielen Stellen lohnt es sich, einfach zu sterben, weil durch seltsam gesetzte Checkpoints dadurch Fortschritt erzielt wird – mehr als würde man selbst spielen.

Ganz oft reinrennen und hoffen, dass man schnell genug B drückt – so habe ich die meisten dieser kleineren Bosse besiegt

Öfter mal muss man neu laden, weil Personen nicht hinterherkommen oder irgendwo feststecken. Die AI der anderen Autofahrer ist im besten Fall noch als „sprunghaft“ zu beschreiben, die Zielführung in der Navigation für andere und einen selbst sieht auch Mauern oder Flüsse manchmal nicht als Hindernis an.

Dazu kommen noch die Klassiker: Sound funktioniert nicht oder nur teilweise, ab und zu heftigeres Stottern der Grafik, NPCs, die einfach Ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen und somit einen Weg versperren oder eine Aktion nicht auslösen.

Eine besondere Erwähnung verdient außerdem die Polizei: sie ist in den meisten Fällen völlig nutzlos. Man kann Verbrechen direkt in Sichtweite begehen und trotzdem muss erstmal ein Zeuge anrufen. Dann wird der aktuelle Bereich als Suchbereich definiert – in der Zeit ist man schon lange wieder weg. Böse Zungen könnten meinen, dass das die Polizei in den USA recht gut widerspiegelt.

Ich habe mich auch beim Spielen mehrmals sehr in Rage geredet, weil ich so etwas einfach nicht verstehe. Wir spielen die „Definitive Edition“ – also die, die aus den Fehlern des Originals schon hätte lernen können (und sollen). Selbst diese ist nun schon zwei Jahre alt, aber vermutlich sitzen die Bugs zu tief im Spiel, um hier noch etwas zu reißen – sehr schade.

Nicht direkt ein Bug, aber dennoch nervig: näher kommen wir an das Ufer nicht heran. Alpha-Wand

Alles in Allem kann ich nicht wirklich sagen, wie ich dieses Spiel finde. Die Story ist sehr komplex, an manchen Stellen geht sie vielleicht sogar zu tief ins Detail – dies empfand ich aber nie als störend, ich liebe solche Genauigkeiten an Stellen, wo es eigentlich nicht Not tut. Aber es war auf der anderen Seite eine Qual, der Story zu folgen, wenn die Mechanik komplett versagt hat.

Sollte aus diesem Spiel jemals ein Film gemacht werden – ich würde ihn mir anschauen. Aber Ich werde definitiv keinen zweiten Run starten, um die anderen, alternativen Enden zu sehen. Das ist ziemlich Schade.

Das war mein kleiner Rant zu diesem Spiel. Stimmt ihr mir zu? Seht ihr es ganz anders? Lasst es mich gerne über die üblichen Kanäle wissen!