Ein Bär und seine Pension

Ja, okay, der Witz funktioniert halt nur auf Englisch. Der Titel in Kombination mit den Screenshots und der grandiosen Bewertung auf Steam hatten mich überzeugt: Bear&Breakfast könnte ein grandioses Aufbau-/Strategiespiel sein. Ob es das auch wirklich ist, erfahrt ihr hier.

Eines kann ich gleich zu Anfang festhalten: das Spiel sieht echt süß aus. Die Grafik würde ich als Cartoon-mäßig bezeichnen, auch wenn sie anders aussieht als z.B. bei Baphomets Fluch 5. Sie ist detaillierter und etwas düsterer an vielen Stellen, trotzdem strahlt es – vor allem durch die Gangart des Hauptcharacters – insgesamt etwas putziges und gemütliches aus.

Man hört fast eine Tuba beim Laufen

Die Charactere kann man vor allem in den Dialogszenen sehr gut erkennen, und auch da haben die Designer ganze Arbeit geleistet. Man kann direkt sehen, mit was für einer Persönlichkeit man es zu tun hat – manche eher verschlagen, manche hilfreich, und vor allem der Bär: etwas einfältig, aber liebenswert. Dabei gibt es jedoch keine Person (oder besser: kein Lebewesen) in diesem Spiel, das man nicht irgendwie mag. Sie haben alle ihren Charme.

Man kann schnell mit den Characteren mitfühlen

Nun stellt sich aber die Frage: wie kommt ein trotteliger Bär denn nun dazu, ein Bed&Breakfast zu eröffnen? Das wird ein bisschen (und ja, nur ein bisschen) durch die Story erklärt. Wir sollen für unsere Mutter in den dunklen Wald gehen, um Alligatorenkraut zu finden. Dies soll für die Grabpflege in unserem Garten genutzt werden. Unsere beiden besten Freunde, eine furchtlose Katze und ein sarkastischer Vogel, begleiten uns dabei. Als wir ein Loch in einem Zaun entdecken, gehen wir natürlich – entgegen des Versprechens unserer Mutter gegenüber – hindurch.

Damit fangen natürlich dann alle Probleme, bzw. die Hauptmechanik des Spiels an. Wir müssen in verschiedenen, nacheinander freizuschaltenden Regionen B&Bs in steigender Komplexität aufbauen. Während im ersten Gebiet ein Zimmer und ein Bett reichen, müssen es irgendwann Bad, Küche, Bar und weitere Luxuselemente sein, die wir mit der Zeit freispielen.

In dieser Quest müssen wir einen Campingplatz bauen – die Abwechslung finde ich sehr gut

Das Spiel folgt dabei immer dem selben Schema: räume die vorhandenen Gebäude aus, baue eine Rezeption und Zimmer mit gewisser Ausstattung und lasse Gäste zu. Verdiene darüber Geld für weitere Upgrades oder Gebäude, und mache Nebenmissionen, für die du weitere Belohnungen bekommst.

Alles in allem also eine runde Wirtschaftssimulation – könnte man denken. Leider haben sich mir beim Spielen gewisse Schwächen offenbart.

Beispielsweise wurde das Ausräumen und Aufbauen der Gebäude recht schnell recht eintönig – es war einfach immer das gleiche. Durch den übermäßig vielen Loot, der auch noch in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit respawnt ist, war es nie eine Herausforderung, die notwendigen Materialen für Aufbauten und Upgrades zu finden – eigentlich hat man Sie auf dem Weg zum Zielpunkt immer schon nebenbei aufgehoben. Dadurch wurde aus dem initialen Aufbau eines Gebäudes nur ein ewig langes durchklicken der immer gleichen Dialoge.

Viele Dialoge sind aber auch sehr witzig. Vor allem die mit Will

Das Einrichten der Zimmer und der zusätzlichen Einrichtungen könnte vielen von euch vermutlich Spaß machen, es ist nicht ganz meins; daher fand ich diesen Teil nicht so spannend. Bemerkenswert ist allerdings, dass das gar nicht wichtig ist. Selbst wenn alle Leute das Hotel mit absoluter Unzufriedenheit verlassen, schien dies keinerlei Auswirkungen zu haben. Ich hatte trotzdem immer genug Geld und es kamen auch immer mehr Gäste nach. Da man für das Voranschreiten in der Story immer nur eine gewisse Anzahl an Gästen durchschleusen musste, es aber keinerlei Anforderungen an deren Zufriedenheit gab, machte es das für mich recht einfach.

Am Ende habe ich einfach alle Anfragen angenommen

Dies sind allerdings Entdeckungen, die ich dadurch machen konnte, dass ich das Spiel durchspielen wollte; jemand, der tatsächlich Spaß an der Wirtschaftssimulation hat und möglichst hohe Bewertungen erzielen will, kann in diesem Spiel trotzdem seinen Spaß haben. Ich finde es nur schade, dass es augenscheinlich keinen anderen Anreiz als den eigenen Stolz zu geben scheint.

Die Heizung habe ich nur wegen einer Quest gebaut – ansonsten zählt nur Besucherdurchsatz.
Daher kleine Zimmer

Durchspielen ist an dieser Stelle aber noch einmal ein gutes Stichwort: finden wir denn am Ende das so dringend benötigte Alligatorenkraut? Die ehrliche Antwort ist, dass ich es nicht weiß. Ich habe alle Gebiete freigeschaltet und alle Hauptmissionen gemacht, aber das Thema wurde nie wieder angesprochen. Ich weiß nicht, ob das niemals aufgelöst wird oder ob ich nur einfach den Trigger nicht gefunden habe, aber bei mir war es an einem gewissen Punkt einfach vorbei. Es gab keine Dialogoptionen mehr, man konnte einfach nur seine B&Bs weiter betreiben uns ausbauen. Das fand ich seltsam.

Irgendwann hat man auch „Pawn Voyage“ leergekauft

Was ist nun mein Fazit zu diesem Spiel? Insgesamt ist es für mich persönlich durchwachsen. Das Spiel lief bei mir sehr gut, es gab keine Bugs, die Community ist sehr aktiv und die Entwickler gehen auch super auf Feedback ein. Es hat mir Anfangs viel Spaß gemacht, die Quests zu spielen; wäre ich ein Fan von Wirtschaftssimulationen, hätte ich vermutlich auch daran meinen Spaß gehabt. Es gab hier und da ein paar Entscheidungen, die ich nicht ganz verstehe, aber nichts, was mich von einer Empfehlung direkt abhalten würde. Daher: probiert es ruhig aus, wenn ihr auf Aufbau- und Wirtschaftssimulation steht. Wenn nicht, dann eher nicht.

Wie fandet ihr das Spiel? Habt ihr es gerne geschaut? Es selber gespielt? Lasst es mich wissen und diskutiert mit mir auf Discord darüber!