Zeigen und Klicken in VR mit Sam und Max

Wir haben schon einige interessante Konzepte in VR gesehen und gespielt, aber es gibt immer mal wieder etwas neues. In diesem Fall: Sam&Max – This Time It’s Virtual. Point&Click Adventures in VR zu portieren schien mit ein seltsames Konzept zu sein, daher war ich interessiert. Wie ich es fand, lest ihr hier.

Kommen wir zuerst zur, wie ich finde, wichtigsten Frage: wie portiert man ein Genre, was praktisch für 2D-Gameplay gemacht ist, in die dreidimensionale Welt, oder gar VR? Und damit meine ich nicht 3D Grafiken – man klickt dabei ja immer noch auf einer zweidimensionalen Ebene. Ich meine echtes 3D, mit Tiefen.

VR lebt eigentlich durch viele interagierbare Gegenstände – hier ist es praktisch nur ein 3D-Bild

Die Antwort ist so einfach wie vielleicht enttäuschend – gar nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich auch einfach einen virtuellen Desktop in VR einblenden und darauf klassische P&C Spiele spielen könnte, ergibt es einfach auf ganzer Linie keinen Sinn; daher wurde es gar nicht versucht. Stattdessen bietet man uns ein „normales“ VR-Spiel, in der wir durch die Welt laufen und Rätsel lösen, und das ganze mit Sam und Max an unserer Seite, den beiden Hauptcharakteren aus den Originalspielen.

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich die originale nicht gespielt habe – ich habe es aber definitiv noch vor. Grundsätzlich glaube ich nämlich, dass mich die Spiele überzeugen könnten. Wie man vielleicht schon ahnt, konnte es die VR-Umsetzung allerdings nicht.

Das erste, was die Umsetzung nicht konnte: ordentlich teleportieren

Mein erster Kritikpunkt bezieht sich auf die Story, aber nur indirekt. Es ist schwer, eine gute Story in VR zu packen, da man als Spieler sehr schnell durch die vielen visuellen Eindrücke abgelenkt werden kann. Spiele wie „The Last Clockwinder“ haben das definitiv geschafft, es scheint mir aber nicht allzu leicht zu sein. Daher will ich eine unterkomplexe Story hier gar nicht direkt kritisieren.

Meine Kritik richtet sich eher daran, was man storybedingt tun muss. Die Idee ist ganz einfach: man soll in einem verlassenen, von den beiden umgebauten Vergnügungspark ein Training absolvieren, um Teil von ihrer Detektei zu werden. Nach jeweils drei von insgesamt neun Tests, die man bestehen muss, wird man jedoch zu einem echten Fall gerufen – dieser fasst im wesentlichen die drei vorher gelernten „Lektionen“ zusammen.

Der Supermarkt wird von Geistern heimgesucht – Zeit für einen Corndog!

Dabei zieht sich so eine Art Hauptstory durch das Spiel, die ich hier nicht erklären kann oder möchte. Kurzum kommt es nach bestehen der letzten Prüfung zu einem längeren Bosskampf, der alle vorher gelernten Elemente vereint. Wir gewinnen, alle sind happy.

Dies führt leider dazu, dass sich viel wiederholt. Nicht nur die Lektionen in den kleineren und dem großen Bosskampf, sondern auch die Lektionen an sich – es gab beispielsweise mehrere, in denen man nur in VR klettern oder sich langhangeln musste. Mir ist bewusst, dass die Bewegungen in VR eingeschränkt sind, da man ja an die echte Physik gebunden ist; dennoch fühlte es sich nach einer Weile wie Zeitverschwendung an. Dafür kamen die durchaus witzigen Ideen der Zwischenkämpfe etwas zu kurz.

Insgesamt wirkte das Spiel daher eher wie eine Tech-Demo auf mich. Man verbrachte den Hauptteil der Zeit damit zu lernen, was man in VR tun kann, der Schauplatz eines Vergnügungsparks passte da schon recht gut. Allerdings reicht das und die spärliche Story für mich nicht aus.

Wir lernen werfen

Kommen wir noch zu einem weiteren Punkt, der mich wirklich genervt hat: das Gerede. In jeder Situation sind Sam und Max bei uns. Die beiden Erfüllen eigentlich keinen wirklichen Zweck, außer unser Tun zu kommentieren, und das sehr wortreich. Ich bin mir sicher, dass das in einem P&C Spiel sehr gut funktionieren würde – dieses Genre lebt davon, witzige Antworten oder Dialoge auf Kommando parat zu haben.

Das Stichwort ist allerdings: auf Kommando. Denn in VR nervt es einfach nur, wenn man keine zwei Schritte gehen kann, ohne einen witzigen Spruch oder eine pseudo-tiefsinnige gesellschaftskritische Äußerung zu hören. Das hat mir ehrlich gesagt das ganze Spiel verdorben; die vielen Wiederholungen von Dialogen mal abgesehen.

Haha, versteht ihr, die kennen aktuelle Politik!

Es gab auch kleinere technische Fehler, aber auf die will ich gar nicht näher eingehen. Zwei mal mussten wir das Spiel neu starten, da es sich aufgehangen hatte oder wir in einer Situation waren, wo ein Item, was wir brauchten, verschwand. Ärgerlich, aber für mich nicht allzu schlimm gewesen. Wirklich nervig war, dass das Teleporten nicht funktionierte – ein paar mal wurde ich ziemlich motion sick.

Insgesamt kann ich das Spiel daher nicht empfehlen. Es war mit etwa 20 Euro zwar nicht allzu teuer, aber das Spiel funktioniert als Gesamtkonzept aus den oben genannten Gründen einfach nicht. Als P&C Adventure hingegen kann ich es mir sehr gut vorstellen – wir werden die älteren Teile definitiv mal ausprobieren.

Wie fandet ihr das Spiel? Versteht ihr meine Kritik, seht ihr das ganz anders oder habt ihr noch andere Punkte, die Erwähnt werden sollten? Diskutiert gerne mit mir auf Discord darüber!