Ungeschriebene Geschichten und wo sie zu lesen sind

Heute sprechen wir über ein Spiel, das für mich absolut genial und zu gleich eine herbe Enttäuschung war – beziehungsweise über eine Reihe. „The Book Of Unwritten Tales“ war mir absolut unbekannt, hat sehr stark angefangen, mich dann aber leider im Stich gelassen. Wie genau, erfahrt ihr hier.

Als ich das Cover des Spiels gesehen habe, war ich zuerst nicht so recht überzeugt: ein Mann, eine Frau, ein Gnom und ein… Vieh. Der Gnom hält einen Ring in der Hand und im Hintergrund sieht man einen dunkelrot gefärbten Turm – ist das eine billige „Herr der Ringe“-Kopie? Ausgehend davon, dass es sich um ein Point & Click Adventure handelt, hielt ich das allerdings für unwahrscheinlich.

Es fängt interessant an

Und gleich in den ersten paar Minuten wurde ich eines besseren belehrt. Der Prolog des Spiels führt einen in die Geschichte ein und erklärt dabei gleichzeitig ganz grundlegend die Steuerung. Wobei erklärt zu viel gesagt ist, man findet sie aber sehr intuitiv heraus. Auf die Story möchte ich nicht allzu sehr eingehen, da ich zumindest beim ersten Teil sehr empfehlen kann, ihn einmal selbst zu spielen. Nur so viel: die Fantasiewelt, in der wir uns befinden, ist im Krieg (Gut gegen Böse, mehr muss man nicht wissen). Es gibt ein mächtiges Artefakt, was den Ausgang des Krieges besiegeln kann. Wir müssen es finden, bevor der Feind es tut.

„Wir“ ist in dem Fall die Elfe Ivo, die wir auch im Prolog spielen. Dazu kommen der Gnom Willbur und der Mensch Nate, der außerdem einen Begleiter hat – Critter (zu Deutsch: Vieh). Je nach Kapitel des Spieles spielen wir entweder einen der dreien oder können zwischen Ihnen hin- und herschalten. Dabei ergänzen sie sich dann gegenseitig: Willbur kann durch seine Größe in engen Gängen vorankommen, Nate kann als Mensch höhergelegene Gegenstände erreichen.

Manchmal wechselt auch die Perspektive

In klassischer Point & Click Manier pointen und clicken wir uns also durch die Gegend, sammeln Gegenstände ein, kombinieren diese und lösen die einfachsten Rätsel auf die umständlichsten Weisen – kennen wir so, mögen wir so.

Auch technisch hat das Spiel nichts, was man beanstanden könnte. Es lief sehr flüssig, es gab keine Bugs oder Abstürze. Die auf dem Cover etwas billig erscheinende 3D-Grafik sah gut aus – besser als ich dachte tatsächlich.

Doch was löste jetzt bei mir diese große Bandbreite an Gefühlen aus?

Im Prinzip war es der Qualitative unterschied zwischen den Teilen. Den ersten fand ich in allen belangen perfekt: die Story ist zwar nicht sehr originell, aber dennoch sehr unterhaltsam. Der Humor war genau auf den Punkt – es wurde nicht mit Selbstironie und 4-Wand-Brüchen um sich geworfen, um ein schlechtes Spiel zu rechtfertigen, sondern er wurde punktuell und passend eingesetzt. Es gab unglaublich viele Referenzen auf andere Spiele, Serien, Filme – auf alles! Dies aber immer sehr gut in die Geschehnisse eingebaut und niemals störend oder erzwungen. Wie gesagt, den ersten Teil kann ich auch sehr empfehlen!

Alleine in dieser Szene gab es zig Easter Eggs

Dann gab es ja aber noch die beiden anderen. „The Critter Chronicles“ ist eine Prequel zum ersten Teil, „Volume II“ ist die Fortsetzung. Vor allem „The Critter Chronicles“ hatte ein Problem: sie wollten unbedingt an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen und haben es übertrieben. Unendlich viele und unpassende Referenzen, die teilweise sehr erzwungen waren und keinen inhaltlichen Zweck hatten – teilweise waren es nur Items, die eine bestimmte Form hatten. Das soll nicht heißen, dass es nicht gute Momente gab, sie wurden nur sehr von den übertriebenen und erzwungenen Momenten überschattet.

Abgesehen davon war die Prequel recht kurz gehalten und hatte einige Ungereimtheiten in der Story. Diese waren jetzt nicht schlimm und meist der Tatsache geschuldet, dass es halt eine Fortsetzung schon gab. Trotzdem hätte man sich an einigen Stellen mehr mühe geben können.

Ja gut, lassen wir das Ding einfach liegen, wird schon schief gehen

Und dann haben wir noch den zweiten Teil. Dieser war… okay. Der Humor war gut, die übertriebenen Stellen wurden reduziert. Dafür leider aber auch die Referenzen auf andere Franchises, Spiele und dergleichen. Es gab ein paar sehr gute, aber es war nicht so ein Feuerwerk wie im ersten Teil. Alles in allem nicht schlecht, konnte man spielen.

Was mich am zweiten (oder genauer: dritten) Teil eher gestört hat war, wie langatmig er war. Er hatte wesentlich mehr Spielstunden als der erste Teil und fühlte sich an einigen Stellen unendlich langsam an. Es wurden einige Entwicklungen eingebaut, die meines Erachtens nicht hätten sein müssen. Daher war man irgendwann froh, als es dem Ende entgegen ging.

Das Thema war dieses Mal auch etwas… seltsam

Das Ende ist jetzt allerdings mein größter Kritikpunkt: es gibt keins. Es gibt nur einen riesigen Cliffhanger. Und bis heute keine Fortsetzung (das Spiel ist von 2014). Es hat mich sehr stark an den zweiten Teil von Runaway erinnert, und ich denke, es gab hier das gleiche Problem: viel zu viele offene Enden, um diese jetzt irgendwie noch miteinander zu verknüpfen. Runaway hat es versucht und dabei ein spielerisch sehr schönes Spiel produziert, dem man die vielen Ecken und Kanten der Story verzeiht. Ob dieses Spiel es noch schafft, oder überhaupt versucht, weiß ich leider nicht.

Ich könnte jetzt noch über einige technische Macken des Spiels reden, aber die sind nicht so relevant. Wäre die Story besser und abgeschlossen, hätte ich diese alle verziehen – so muss ich aber sagen, war das dritte Spiel leider eine gigantische Zeitverschwendung.

Können wir leider nicht beurteilen

Meine Empfehlung: Spielt den ersten Teil. Ich fand ihn absolut genial und war sehr froh, dass es mir vorgeschlagen wurde. Die „Critter Chronicles“ könnt ihr auch gerne spielen – es ist ganz witzig, erwartet aber nicht so viel wie beim ersten Teil. Teil zwei könnt ihr euch schenken – lohnt sich meines Erachtens nicht.

Wie fandet ihr das Spiel zum Anschauen? Habt ihr es selber gespielt oder es noch vor? Kennt ihr ähnliche Spiele, die ich mir mal anschauen sollte? Diskutiert gerne auf Discord mit!