Der seltsame Teil-Mechanismus der Switch

Heute beschäftigen wir uns mit einem Thema, dass mich seit der Anschaffung meiner Nintendo Switch beschäftigt: das Betriebssystem. Ich äußere öfters meine Kritik über diese Konsole, in der ich zum Release noch viel Potential gesehen habe, und heute verschriftliche ich mal einen dieser Kritikpunkte: das wirklich seltsame Sharing-System.

Damit wir alle auf dem gleichen Stand sind: es geht mir in diesem Fall um Screenshots. Da man keine Video-Clips aufnehmen kann, ist das so ziemlich das einzige, was man von der Konsole sinnvoll teilen kann. Zu Beginn ging dies auch gleich ganz einfach: ins Album gehen, Screenshot(s) auswählen, posten anwählen, und los geht’s! Man hatte die Wahl zwischen… Facebook und Twitter?

Versteht mich nicht falsch, das ist im ersten Moment schon mal ein guter Anfang. Aber wo beispielsweise ist Instagram – eine Plattform zum Teilen von Bildern?

Die ganze Welt soll die Abzocke der Nook-Bande sehen!

Ja gut, mag sich der ein oder andere jetzt denken, dann zieht man es halt eben aufs Handy oder auf den PC und macht es von da aus. Ein Gedanke, den auch ich hatte, aber eben hier begründet sich meine Frustration mit dem System, wenn es um das Teilen von Bildern geht. Denn der einzige Weg, mit dem man lange Zeit die Daten von der Switch auf den PC oder ein Smartphone bekam, war über die Micro-SD Karte.

Ich werde jetzt nicht auf eventuelle Formatierungsprobleme eingehen, wenn man die Karte vom PC oder Handy in die Switch steckt oder umgekehrt – dies ist teilweise Geräteabhängig, teilweise (und das ist nur meine persönliche Erfahrung) scheint es aber auch Zufall zu sein – mal wird es erkannt, mal nicht. Worauf ich eingehen möchte, ist der Umgang der Switch, wenn man die Karte in die eingeschaltete Konsole steckt oder herausziehen möchte. Es geht nicht.

Also, klar, es geht physisch. Aber die Konsole schafft es nicht, die Karte beim hineinstecken ohne einen Neustart zu erkennen und erzwingt beim Herausziehen auch einen Reboot. Und da frage ich voller Frust: wieso?! Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die Konsole wieder bereitsteht, und es ist aus technischer Sicht vollkommen unnötig – hier scheint nur die Faulheit oder die Unkenntnis der Programmierer ausschlaggebend dafür zu sein, dass das herunterladen von Bildern von der Konsole so umständlich ist.

Ich kenne kein anderes Gerät, was einen Neustart wegen einer SD-Karte erfordert

Herunterladen ist allerdings ein gutes Stichwort: erst vor kurzem habe ich eine neue Option auf der Konsole entdeckt, die das ganze Dilemma löst – oder hätte lösen können. Man kann jetzt einzelne oder mehrere Bilder an ein „Smartgerät senden“. Seltsame Formulierung, klingt aber erstmal gut. Bis man merkt, wie das technisch umgesetzt wurde.

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: ich empfand das drahtlose Übertragen von Dateien von meinem Handy auf meinen PC immer als komfortabler als die kabelgebundene Weise (Grüße an dieser Stelle an den Erfinder vom MTP). Dafür hatte ich damals eine App namens „AirDroid“. Diese hat das Smartphone in einen kleinen Webserver verwandelt und die IP-Adresse angezeigt. Man konnte am PC oder jedem anderen Gerät, dass sich im selben WiFi-Netzwerk befand, den Browser öffnen und auf das Handy navigieren. Über diese Oberfläche konnte man dann Dateien übertragen.

Wie senden wir denn jetzt an mein „Smart-Gerät“?

Aber wieso erzähle ich euch das? Nun, die Switch macht im Prinzip genau das gleiche – nur wesentlich, wesentlich schlechter. Wenn man an ein Smartgerät sendet, zeigt einem die Switch nacheinander zwei QR-Codes an. Diese scannt man und in der Theorie landet man im Browser des Geräts dann auf einer Webseite, auf der man genau die Dateien, die man teilen wollte, herunterladen kann.

Wieso ist es mit der Switch aber nun schlechter als mit der App, die ich ja damals so gerne genutzt habe? Nun, die Switch ist nicht über das WiFi-Netzwerk erreichbar, in dem man sich befindet, sondern sie macht ein eigenes auf. Für die technisch nicht so versierten: die Switch verwandelt sich für die Dauer des Teilens in einen WiFi-Router, mit dem sich euer Handy dann verbindet (dafür ist der erste QR-Code zuständig). Der zweite QR-Code führt euch dann auf eine auf der Switch lokal gehostete Seite, auf der die Bilder zum Download bereit stehen.

Immerhin ist der Dialog einsteigerfreundlich gestaltet….
…wenngleich „werden gesendet“ ein bisschen irreführend ist. Ich muss sie trotzdem noch herunterladen

Diese Herangehensweise hat natürlich einen Vorteil: sie ist ortsunabhängig. Egal wo ich gerade bin, ich brauche kein WiFi, um Dateien auf mein Handy zu laden. Allerdings hat es viel mehr Nachteile.

Den ersten habe ich implizit schon genannt: es geht nicht mit „Smart-Geräten“, sondern nur mit Smartphones. Kein anderes Gerät, nicht mal eine andere Switch, hat eine Kamera, mit der sich die QR-Codes lesen ließen. Und da Smartphones in der heutigen Zeit praktisch immer auch über Mobilfunk mit dem Internet verbunden sind, ergibt sich ein zweites Problem: man erreicht die von der Switch bereitgestellte Seite meistens nicht.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Nun, die Switch tut für eurer Handy so, als wäre sie ein Router. Sie kann aber nicht gleichzeitig selber mit einem anderen Router verbunden sein, kommt also nicht ins richtige Internet. Die meisten Handys heutzutage (ich habe es mit drei Modellen getestet) erkennen das – und leiten alle Web-Anfragen dann über das mobile Netzwerk, obwohl sie mit dem WiFi verbunden sind. Somit finden sie aber die Adresse nicht, die die Switch bereitstellt. Erst wenn man das mobile Datennetz abstellt und die Verbindung über WiFi forciert geht es – hätte man vorher mal testen können.

Wenn es klappt, sieht man eine schlicht gehaltene Seite…
…über die man dann mit Bordmitteln Dateien herunterladen kann

Über all das kann man natürlich hinwegsehen – letztendlich bekommt man die Daten auf sein Handy und von da aus über einen vernünftigen Weg auf alle anderen Geräte. Dennoch frage ich mich: wieso wurde das so gemacht und wieso ist keinem aufgefallen, wie bescheuert das ist?

Eine erste Verbesserung wäre, wenn die Switch, während sie im WiFi ist, anbietet, die Seite darüber zur Verfügung zu stellen – man hätte das Mobilfunk-Problem mit Smartphones nicht und könnte außerdem auf andere Geräte, wie z.B. einen Computer, direkt herunterladen.

Abgesehen davon: die Switch hat Bluetooth. ich kann beispielsweise Kopfhörer Problemlos darüber verbinden – wieso kann ich darüber keine Daten teilen? Man könnte es in die Switch-App integrieren. Wenn man den Weg über die Cloud nicht gehen will (und sein wir ehrlich, für die meisten wäre auch das ein absolut akzeptabler Weg), wäre Bluetooth die nächstbeste Option.

Oder, und das klingt ganz verrückt: man könnte das erlauben, was sogar meine 2-Euro mp3-Player aus China können, und das Einstecken und Entfernen der SD-Karte im laufenden Betrieb erlauben.

Mir fehlt absolut jedes Verständnis für den Weg, der hier gegangen wurde, und für das Ignorieren aller anderen Wege. Als letzte Option, wenn man wirklich keine andere Verbindungsmöglichkeit hat, ist der von Nintendo gegangene Weg ja valide. Aber als „erste Wahl“, wenn man nicht auf Facebook oder Twitter posten möchte, ist es aus meiner Sicht ein Armutszeugnis.

Was denkt ihr dazu? Stimmt ihr mir zu oder seid ihr anderer Meinung? Diskutiert gerne auf Discord mit!