Der Nino im Wolfspelz

Vor kurzem haben wir uns an ein Genre gewagt, mit dem ich in der Vergangenheit nicht allzu viel zu tun hatte. Das englische „Graphic Adventure“ lässt sich nicht allzu treffend übersetzen, aber der Begriff der deutschen Wikipedia – Point&Click – passt auch irgendwie nicht. Finden wir also in diesem (spoilerfreien) Artikel heraus, was es ist und wie ich es fand.

Spoilerfrei wird allerdings gar nicht so einfach, denn das Spiel lebt im Wesentlichen von der Geschichte, die es erzählt. Diese basiert darauf, dass viele der aus Märchen bekannten Figuren in die echte Welt gebracht wurden (wie genau weiß ich nicht) und nun dort leben und überleben müssen. Um von den Menschen nicht entdeckt zu werden, leben sie in einer Nachbarschaft namens „Fabletown“ und geben sich mit Magie menschliches Aussehen. Die Story beginnt damit, dass eine der „Fables“ (der Märchenfiguren) ermordet wird.

Mal bist du der Cop, mal bist du der Verdächtige

Wir als Spieler steuern nun Bigby Wolf, den großen bösen Wolf. Dieser nimmt in der echten Welt die Rolle des Sherifs ein und muss diesen Fall nun aufklären. Dabei erhält er Unterstützung von Snow White (Schneewittchen) und sichert Beweise, befragt Verdächtige und sammelt allerlei Informationen. An vielen Stellen müssen außerdem Entscheidungen getroffen werden; diese wirken sich sowohl kurz- als auch langfristig auf die Reaktionen der anderen Charaktere und beispielsweise deren Meinung über uns und deren Hilfsbereitschaft aus. Oft muss man hierbei Kompromisse eingehen: was dem einen gefällt, kann den anderen sehr verärgern.

Aufgebaut ist das Spiel in Episoden: insgesamt fünf Kapitel müssen wir spielen, wobei am Anfang jedes Kapitels eine kurze Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse gezeigt wird; am Ende sieht man die eigenen Entscheidungen noch einmal aufgelistet mit einem Vergleich, wie andere Spieler sich entschieden haben. Das war uns ja aus Spielen wie „Life is Strange“ schon bekannt und ist für mich eines der Highlights jeden Kapitels.

Wie habe ich mich im Vergleich zu allen anderen geschlagen?

Ganz im Gegensatz zu „Life is Strange“ hat dieses Spiel aber eines getan: deine Entscheidungen ernst genommen. Jede Wahl, die wir getroffen haben, hatte Ernsthafte Auswirkungen auf das Spiel – selbst das Ende hing davon ab, wie man sich zu Anfang bei scheinbaren Kleinigkeiten entschied. Dies führte gerade in den letzten Szenen zu einer Art inneren Rechtfertigung im Sinne von „das konnte ich doch da noch nicht wissen“. Gleichzeitig war das aber ein sehr interessantes Gefühl, da dies am Ende keine Entschuldigung darstellte – man hatte sich entschieden und musste jetzt mit den Konsequenzen leben. Ich fand es grandios!

Nachdem wir so viel über den Inhalt gesprochen haben, wie es mir ohne Spoiler möglich ist, gehen wir doch mal auf die technische Ebene ein. Wie bereits erwähnt passt das Genre „Point&Click“ meiner Ansicht nach gar nicht – ich habe es mit dem Controller gespielt, es gab einige Quick-Time-Events und auch vom Spielfluss fühlte es sich eher wie ein Abenteuerspiel an – all dies ist aber absolut positiv gemeint, es hat mir sehr gefallen.

Die Menüs sind definitiv für Controller gemacht – und lassen sich so auch gut bedienen

Die Grafik wiederum war… gewöhnungsbedürftig. Zwar bedurfte es keiner langen Eingewöhnungszeit, dennoch war ich am Anfang etwas verwundert. Das Spiel kam trotz seines Releases im Jahre 2013 nur in einem Seitenverhältnis von 4:3 daher und war sehr stark gecellshaded (cellgeshadet?). Das ist ein Stil, den ich in Spielen wie zum Beispiel Borderlands gar nicht mochte. Bei einem eher langsamen Spiel wie diesem hier störte es aber kaum.

Ansonsten lässt sich über die technische Seite nicht viel sagen. Die Umgebungen waren oft detailreich gestaltet und die Charaktere und ihre Mimik gefielen mir sehr gut. Der Sound war viel zu leise, wir mussten einige Tricks anwenden, um überhaupt etwas zu hören. Und zum Ende der Story hin hatten wir leider mehrere Bugs, wegen derer wir das Spiel immer wieder neu starten mussten. Dies hat uns letztendlich nicht von einem Durchspielen abgehalten, hat uns allerdings das ein oder andere Mal aus dem Spielfluss herausgeholt – Gott sei Dank wurde aber oft genug automatisch gespeichert.

Irgendwas verheimlicht sie uns doch

Insgesamt hat mich das Spiel sehr begeistert. Ich werde auf jeden Fall ähnliche Spiele dieses Entwicklers (Telltale Games) spielen. Ich habe absichtlich so wenig wie möglich von der Story erwähnt, damit ihr dieses Spiel auch noch spielen könnt – eine Empfehlung von mir hat es definitiv! Selbst wenn ihr meinen Run im Stream geschaut habt, solltet ihr es versuchen. Vielleicht entscheidet ihr euch ja ganz anders und erlebt eine völlig andere Story?

Was haltet ihr von dem Spiel? War es interessant anzuschauen? Werdet ihr es selber Spielen oder habt es vielleicht sogar schon gespielt? Diskutiert gerne auf Discord mit!