Gegen dieses Fieber war ich immun

Heute sprechen wir über ein Spiel, dass mich sehr interessiert hat: „Transport Fever 2“. Es handelt sich dabei um ein Simulationsspiel ähnlich wie „SimCity“ oder „Cities: Skylines“, allerdings kümmert man sich hier nicht um die Städte an sich, sondern um die (Transport-) Infrastruktur. Es klangt sehr gut – bis ich es gespielt habe.

Ich mag Städtebausimulationen vor allem wegen der Infrastruktur. Für mich hat es etwas fast schon entspannendes, Straßen und Schienen zu bauen und zu sehen, wie Schiffe Waren von einem Ort zum anderen bringen. Leider kommt dieser Aspekt in den mir bisher bekannten Spielen recht kurz, daher war „Transport Fever 2“ ein sehr interessanter Titel, den wir uns angeschaut haben.

Schon zum Start gibt es verschiedene Züge

Und was soll ich sagen? Vieles macht dieses Spiel richtig. Es macht sehr viel Spaß, Gleise zu verlegen, Straßen zu planen und Schiffsrouten zu setzen, um funktionierende Lieferketten aufzubauen. Die Städte entwickeln sich dabei im Prinzip von alleine weiter und man wird vor neue Herausforderungen gestellt, wenn neue Wohnbezirke oder Industriegebiete dazukommen.

Das ist natürlich alles sehr komplex, daher haben wir direkt mit der Kampagne angefangen – diese beginnt im Zeitalter Kutschen und wird mit jedem Level ein bisschen moderner. Das funktioniert gut, da man sich so erst auf ein Transportmittel, die straßengebundenen Kutschen konzentrieren kann. Nach und nach kommen dann Eisenbahnen, Schiffe, und schließlich auch Flugzeuge hinzu. Das erscheint mir sehr durchdacht und hat uns das System sehr gut näher gebracht.

Für die Basics erstmal nicht zu viel Auswahl – funktioniert gut

Dabei lässt uns die Kampagne mal mehr, mal weniger Freiheiten. Wir können oft selbst entscheiden, wie die Strecken aussehen sollen oder wo genau die Güter auf- und abgeladen werden sollen (natürlich gibt es aber einen festen Start- und Endpunkt). Manchmal sind die Grenzen aber auch sehr eng gesteckt, wenn man beispielsweise echte geschichtliche Wege, beispielsweise die transsibirische Eisenbahn, nachbauen soll. Das Spiel motiviert einen durch kleine Nebenquests dennoch dazu, auch Sachen auszuprobieren – das hat mir sehr gefallen.

Doch so sehr mich die ersten Level auch an den Rechner gefesselt haben, sobald kam auch die Ernüchterung. Denn recht schnell fallen einem viele kleine Dinge auf, die nicht so recht durchdacht sind, und die mein Spielerlebnis recht schnell getrübt haben.

„Gerüche verhindern“ – storytechnisch sind die Missionen sehr abwechlungsreich

Ich möchte das an einem konkreten Beispiel erläutern: wir mussten mit einer elektrischen Eisenbahn Öl von Punkt A nach Punkt B fahren. Wir bauen also zwei Güterbahnhöfe, einen an Punkt A, einen an Punkt B, und verbinden Sie mit einer Schiene. Daran kommt ein Extragleis, wo ein Lokschuppen verbunden wird – so weit, so gut. Wir erstellen jetzt einen neuen Zug, weisen ihm Kesselwaggons für das Öl und die Strecke von A nach B zu – und es geht nicht los.

Ein Problem des Spiel ist es, dass viele Dinge automatisch passieren, manch andere aber nicht. Was genau automatisiert ist und was nicht, ist dabei relativ zufällig verteilt. In unserem Beispiel hätte der Zug automatisch wissen müssen, dass er das Öl transportieren kann – er tat es aber nicht. Also ging es auf Fehlersuche, die sich dank mangelnder Diagnosetools als recht umfangreich erwies. Wir haben uns durch diverse Sub-Sub-Sub-Sub-Menüs gekämpft, bis wir das Problem gefunden haben – dem Zug war das falsche Gleis am Startbahnhof zugewiesen worden.

Bei kombinierten Bahnhöfen kann man auch aus Versehen den Fahrgast-Bereich anwählen – wieso er das nicht automatisch als Fehler markiert verstehe ich nicht

Der Startbahnhof hatte noch mehr Güter, die über ein anderes Gleis abgeholt wurden. Da wir mit dem Planungstool für Routen nur den Bahnhof anwählen, aber nicht das Gleis, wurde automatisch Gleis eins ausgewählt – das konnte unser Zug aber gar nicht erreichen, weil die Schienen nur mit Gleis zwei verbunden waren. Das hätte das Tool automatisch wissen können (oder uns zumindest sagen, dass man diese Option überhaupt setzen kann), es blieb aber an uns. Besondere Ironie dabei: die Gleise waren links und rechts verlegt, die Güter lagen in der Mitte – es hätte also auch keine Probleme beim beladen gegeben, egal welches Gleis angewählt war.

So, also das Untermenü gefunden, auf geht’s… oder? Nein. Immer noch nicht. Und wir durften wieder suchen, bis wir das Problem gefunden haben, diesmal war es die elektrische Lok. Denn der Zielbahnhof und die Strecke wurden automatisch mit Oberleitungen versorgt, da dies automatisch passiert. Man kann es manuell umstellen, da die aber nicht stören, gab es dafür nie einen Grund. Das eine Gleis, dass allerdings am Startbahnhof als Gleis zwei hinzugefügt wurde, wurde nicht automatisch elektrifiziert – dort war das Prinzip genau anders herum. Daher konnte die Eisenbahn dort nicht anfahren. Wie gewohnt mussten wir das aber selber herausfinden, ohne Hilfe.

Überall geht es automatisch – nur auf diesem einen Gleis nicht

Es gab noch viel mehr solcher Punkte, die einfach keinen Sinn ergaben, an einigen Stellen bin ich aber auch überzeugt davon, dass es den Entwicklern einfach egal war. Beispielsweise gab es mehrere Missionen, bei denen man die Himmelsrichtung brauchte, um einen Punkt zu finden – es gibt aber im gesamten Spiel keinen Kompass oder sonstigen Anhaltspunkt. Frei nach dem Motto „Probier es halt aus oder Google es“.

Ein anderer Punkt war die lieblose Implementierung der Einheiten. Im Tutorial wurde unabhängig der gewählten Einheit immer in Metern gesprochen (weil ein PC das nie im Leben automatisch umrechnen könnte), in den Optionen konnte man aber trotzdem eine Einheit wählen. Und ja, Einheit, nicht Einheitensystem. Also wähle weise, ob die Höhe eines Berges immer in Meilen oder die Entfernung einer Stadt immer in Fuß angegeben wird – adaptiv anpassen wäre zu schwierig.

Gut funktioniert hat es, wenn die Bereiche markiert wurden

Grade der letzte Punkt wird bei vielen von euch ein Achselzucken auslösen. „Imperiale Einheiten sind doch eh schlechter als das metrische System“. Ich denke dennoch, dass wenn man es schon implementiert, man es zumindest richtig machen kann. So war es einfach nur lieblos hingerotzt.

Dies waren jetzt nur ein paar Beispiele, aber es gab unglaublich viele Punkte, die mich frustriert haben. Jeder einzelne Punkt war nur eine Kleinigkeit, aber alle zusammen haben mich das Spiel letztendlich abbrechen lassen. Ich habe keine Lust zu raten, welche Option wohl automatisch passiert und wo ich nochmal etwas einstellen muss. Teilweise waren die Produktionsketten einfach grundlegend falsch (was bei einem Spiel, was sich darum dreht, nicht unbedingt gut ist), und oft sah es einfach so aus, als hätte man Features ohne jede Motivation irgendwie eingebaut, nur um zu werben, dass man sie hat.

Solange es nicht zu komplex wurde, hat das Spiel Spaß gemacht – die Langzeitmotivation wäre aber ausgeblieben

Insgesamt bin ich von dem Spiel daher enttäuscht. Ich fand die Idee spannend und die ersten paar Stunden haben auch viel Spaß gemacht – leider konnte sich dieses Level nicht halten, daher erhält es von mir keine Empfehlung.

Wie fandet ihr das Spiel? Seid ihr selbst ein Fan davon, könnt ihr meine Kritik verstehen? Soll ich mehr solcher Spiele ausprobieren? Diskutiert gerne auf Discord mit!