Wie die Simpsons, nur besser

Wie die meisten von euch vermutlich bereits wissen, bin ich ein großer Fan der Serie „Family Guy“. Ich weiß nicht wieso, aber die Mischung aus sehr stumpfen und teilweise sehr tiefsinnigem Humor begeistert mich regelmäßig – mehr als die Konkurrenz durch beispielsweise „Die Simpsons“. In diesem Artikel soll es aber nicht um die Serie gehen, sondern um das gleichnamige Videospiel – holt es mich genau so ab wie die Show?

Meine ursprüngliche Idee war es, das „Simpsons“-Spiel, das wir bereits vor einiger Zeit gespielt haben, und das „Family Guy“-Spiel zu vergleichen und ganz unvoreingenommen und klar das zweite als Gewinner zu identifizieren. Dies scheitert jedoch an zwei Dingen: zum einen habe ich über das Simpsons-Spiel nie einen Beitrag geschrieben, zum anderen sind die beiden Spiele durch die unterschiedlichen Genre schwer vergleichbar – das von „Family Guy“ ist dabei natürlich das bessere.

Stewie ist schon hochmotiviert

Doch kommen wir zu einer ernsthaften Bewertung. Es gibt viele Spiele aus beiden Serien, in diesem Artikel geht es um das für die PlayStation 2 erschienene „Family Guy Video Game!“ aus dem Jahre 2006. Offiziell ist es ein Action-Adventure und Jump’n’Run-Spiel, allerdings ist das ein wenig komplizierter – mehr dazu gleich.

Aufgrund des Alters und der Zielplattform darf man natürlich keine HD-Grafik erwarten, für PS2-Verhältnisse ist es aber definitiv vernünftig. Den starken Einsatz von Cell-Shading in der Grafik mag ich eigentlich nicht so gern, hier passt es jedoch sehr gut. Es stellt die Serie, wie sie in den ersten Staffeln aussah, sehr gut nach. Ansonsten gibt es zur Technik nicht viel zu sagen, das Spiel lief stabil, wir hatten weder Bugs noch Glitches und auch keine Abstürze – von dieser Seite aus gibt es nichts zu meckern.

Selbst bei einem Absturz hätte uns das angenehm häufige Autosave aber gerettet

Kommen wir nun zum Gameplay, denn das war definitiv das interessanteste an diesem Spiel. Die Story an sich werden wir nicht wirklich besprechen – diese ist eher zweitrangig, der Weg ist in diesem Fall das Ziel, beziehungsweise die drei Ziele: wir spielen immer wieder abwechselnd als Stewie, Brian und Peter, die völlig unabhängig voneinander ihre jeweiligen Ziele verfolgen. Bei Stewie und Peter geht es um das besiegen eines Endbosses, bei Brian hauptsächlich um das Herausfinden eines Geheimnisses, mehr ist eigentlich nicht wichtig zu wissen.

Die unterschiedlichen Ziele begründen auch die unterschiedlichen Spielweisen der drei Charaktere: Peter möchte, simpel wie er ist, sich einfach nur den Weg zu seinem Endgegner freikämpfen, seine Parts sind daher als 2D-Kampfspiel, bei dem man seine Gegner KO boxt oder tritt, sowie Gruppen von Gegnern mit Spezialfähigkeiten besiegt. Ähnlich funktioniert Stewies Part, wobei er sich wie ein 3D-PLatformer spielt und hauptsächlich seinen Blaster als Fernwaffe nutzt – in beiden Fällen geht es darum, sich den Weg freizukämpfen und dabei seine Fähigkeiten nach und nach zu verbessern.

Einfach nur draufhauen – das kann Peter gut

Ein völliger und willkommener Kontrast dazu sind Brians Parts – da er durch seine Story bedingt Beweise sammeln muss und dabei nicht auffallen darf, steuert man ihn aus einer isometrischen Perspektive durch seine Level, in denen man sich an allen möglichen Leuten vorbeischleicht und Items einsammelt, um dann durch eine Tür oder einen Ausgang in den nächsten Abschnitt zu kommen – das entschleunigt das Spiel insgesamt mehr, sorgt an der ein oder anderen Stelle aber auch für Frust, wenn man den Sichtbereich einer Person mal wieder falsch eingeschätzt hat.

Alles in allem sorgt diese Mischung aber für eine gute Abwechslung im Spiel; dadurch, dass dabei jeder Charakter seine eigene, feste Spielweise hat, aber auch für ein schnelles Verständnis dafür, wann welcher Spielstil vonnöten ist. Die Einführung in jeden Stil gelingt dabei sehr gut und hat keinen allzu nervigen Tutorial-Charakter, das fand ich gut gelöst.

Die Schleichlevel waren nicht einfach – es gab immer mindestens zwei Gegner, auf die man achten musste

Eine Besonderheit, die den Stil der Serie widerspiegelt, waren die Einspieler-Sequenzen. Diese machen für mich den Charme der Show aus und wurden auch hier gut eingesetzt. Sie wurden auch durch einen mehr oder weniger passenden Vergleich eingeleitet und waren allesamt aus der Serie, man konnte sie also wiedererkennen. Dann musste man schnell eine simple Aufgabe lösen, einen Button drücken, oder in einem Fall auch einfach nichts tun, um sich für das aktuelle „echte“ Level einen kurzzeitigen Bonus zu verdienen. Diese Mechanik fand ich sehr passend umgesetzt und an der ein oder anderen Stelle auch sehr hilfreich.

Leider habe ich auch einen Kritikpunkt an dem Spiel, und sogar einen großen: die Bosskämpfe. Die kleineren Bosse in den Leveln waren alle gut machbar, sodass hier nur wenig Frustration aufkam, wenn überhaupt. Die Endgegner waren allerdings ein anderes Kaliber. Leider wurde hier so stark an der Stellschraube gedreht, dass es mir nicht einmal möglich war, den ersten Gegner zu besiegen – und wir haben es oft versucht.

Da das Game trotz der drei parallelen Stories sequenziell ablief, konnten wir so auch die anderen beiden Stränge nicht weiterspielen – wir haben es nach gut zwei Stunden an Versuchen dann abgebrochen. Das empfand ich zum einen als unpassend, da das Spiel bis dahin recht entspannt zu spielen war, und zum anderen als sehr Schade – das Ende der Story kann man sich zwar denken, aber gesehen hätte ich es trotzdem gerne.

Leider konnte man Zwischensequenzen auch nicht überspringen – diese haben wir oft gesehen

Insgesamt fällt es mir daher leider schwer, eine wirkliche Empfehlung für das Spiel auszusprechen. Es hat uns ein paar spaßige Nachmittage bereitet, das Ende war jedoch dann enttäuschend. Wenn ihr eine hohe Frustrationstoleranz habt, könnt ihr es gerne selbst versuchen – wenn ihr wie ich einen eher gleichmäßigen Anstieg der Schwierigkeit erwartet, eher nicht. Ich habe es dennoch nicht bereut und freue mich, dass wir es probiert haben; und da es noch weitere Titel aus diesem Universum gibt schließe ich nicht aus, dass wir auch noch mal ein anderes Spiel davon testen werden.

Wie seht ihr das? Fandet ihr das Spiel unterhaltsam, habt ihr es vielleicht sogar selbst gespielt oder ist „Family Guy“ gar nichts für euch? Diskutiert auf Discord mit!