Alleine in einem Koop-Spiel

Spiele mit Disney-Lizenz sind immer recht einfach zu bewerten, denn es gibt sie meiner Erfahrung nach nur in zwei Ausprägungen: entweder ein grandioses Abenteuer, oder ein schnelles und billiges Lizenz-Recycling. Das heutige Spiel gehört definitiv in die erste Kategorie, vor allem aufgrund einiger interessanter Features. Welche das sind, lest ihr hier.

Wir haben schon einige Spiele von Disney ausprobiert, die uns mal mehr, mal weniger überzeugt haben; so einen Titel wie „Oben“ hatte ich allerdings noch nie. Es handelt sich in der Theorie um ein simples 3D-Plattformer-Game, wie wir es zum Beispiel schon von Peter Pan kennen. Diese variieren höchstens in der Qualität der Engine und dem daraus resultierenden Gameplay und der Grafik, je nach Entwickler. „Oben“ setzt jedoch sehr stark auf einen sonst recht kurz kommenden Aspekt: den Multiplayer.

Doch fangen wir von vorne an. Ich gehe davon aus, dass die Handlung des Films bekannt ist, wenn nicht: geht jetzt los und schaut ihn, er ist grandios!

Das Knoten-Abzeichen kann Russel sich abschminken

Nachdem wir dann jetzt wieder alle auf dem selben Stand sind, folgendes: wir folgen der Story im Spiel ab dem Moment, wo wir mit dem Haus an den Paradiesfällen angekommen sind. Dort schwebt es weg und unsere weitere Reise besteht daraus, es erst einmal wieder einzufangen. Ungefähr nach der Hälfte des Spiels haben wir es dann gefangen und das nächste größere Ziel, was auch das Ende darstellt, ist es, Charles Muntz (dem bösen) das Handwerk zu legen. Soweit, so bekannt.

Der erste Teil des Films wird nur am Anfang in einer Filmsequenz umrissen, das allerdings sehr schön. Insgesamt fand ich die Zwischensequenzen sehr gelungen – grafisch nicht allzu aufwändig, da wir das Spiel für die PlayStation 2 hatten, aber dennoch sehr schön anzusehen. Es stand dem Film nur wenig nach.

Kommen wir jetzt jedoch zum interessanten Teil: dem Gameplay an sich. Denn hierbei fühlte ich mich sofort an eine Mischung aus den Lego-Spielen und „It Takes Two“ erinnert – Lego, da man das Spiel alleine spielen kann, „It Takes Two“, da der Fokus definitiv auf dem Multiplayer stand. Es gab praktisch keine Stelle, wo man alleine weiterkam, ohne die andere Person mitzunehmen (etwas, was vor allem bei den ersten Lego-Spielen wie „Star Wars“ noch möglich ist), jedoch kam es mir nie erzwungen vor; eher so, dass sich die beiden Charaktere Russel und Carl sehr gut ergänzen.

Manchmal war es Millimeterarbeit

Dabei konnte das Spiel ein gutes Gleichgewicht halten: die Stellen, wo es darauf ankam, mussten gemeinsam gemeistert werden – beispielsweise das Paddeln auf einem Floß oder das Gleiten mit dem Haus in der Luft. Auch einige Stellen, wo die unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Charaktere zur Geltung kamen, gab es.

Jeder von ihnen hatte außerdem besondere Gegenstände, die er benutzen konnte; Carl konnte sein Hörgerät fiepen lassen, um Gegner zu vertreiben, Russel konnte mit einem Spiegel Sachen anzünden oder einzelne Gegner blenden. Im Multiplayer hätte man hier sehr gut zusammenarbeiten können, ich konnte als Einzelspieler jederzeit zwischen beiden Charakteren wechseln.

Auch der kompetitive Gedanke kam nicht zu kurz: zwischendurch gab es immer mal wieder kleinere Minispiele, vor allem in Gestalt von einem Haufen Käfer: Russel musste so viele wie möglich retten, Carl so viele wie möglich zerquetschen. Es gab noch andere Formen, die hätte man aber erst freischalten müssen – so sehr hatte mich das Spiel dann doch nicht gefesselt (und ich hatte ja auch keinen echten Gegner).

Manche Items kamen nicht unbedingt im Film vor

Die KI war dabei angenehm schlau – nicht so sehr, dass man keine Chance hatte, nicht so doof, das man keine Motivation hatte. Die meisten Gegner wurden nur durch Nähe ausgelöst, hier gab es also nicht viel Intelligenz zu bewerten – insgesamt war es aber durchaus gut gemacht.

Diese interessante Mischung an Features war es, die mich an „It Takes Two“ denken ließ. Nicht nur machte dadurch das Spielen sehr viel Spaß, es wurde auch die Beziehung der beiden Charaktere sehr gut deutlich gemacht. Der Film bringt die sich aufbauende Bindung sehr gut zur Geltung, das Spiel steht dem in nichts nach. Vor dem Hintergrund, dass es sich dabei um ein eher an Kinder gerichtetes Spiel handelt, denke ich, dass vor allem Geschwister viel Spaß mit den immer wiederholbaren Minispielen haben können (oder konnten, das Spiel ist alt).

Alter und Weisheit trifft auf jugendlichen Leichtsinn

Zum Abschluss noch etwas zur Technik: das Spiel hat eine automatische Speicherfunktion, die lieber einmal zu oft als einmal zu wenig speichert – sehr angenehm. Wir hatten leider an einer Stelle einen Bug, der ein Weiterspielen unmöglich machte; einen fixen Neustart der Konsole später konnten wir aber direkt wieder loslegen, wo wir aufgehört hatten – dieses mal komplett fehlerfrei. Das war nur ein leichtes Ärgernis und dämpft auf keinen Fall meinen positiven Gesamteindruck des Spiels.

Was ist also nun mein Fazit? Ich halte das Spiel für genial, im Hinblick auf das lange Warten danach auf Spiele wie „A Way Out“ oder „It Takes Two“ fast für seiner Zeit voraus. Ich habe bisher kein anderes Spiel gesehen, was diesen Koop-Gedanken so gut aufgreift und mit einer so passenden Story verknüpft – ich bin hellauf begeistert!

Was denkt ihr über dieses Spiel? Habt ihr es selbst mal gespielt? Wie fandet ihr es beim Zuschauen? Kennt ihr vielleicht ähnliche Spiele, die ich mir noch einmal anschauen sollte? Diskutiert auf Discord mit!