Eine Frage der Perspektive

Vor kurzem haben wir mehrere Spiele gespielt, in denen es um Perspektiven ging – nicht die einer beruflichen Laufbahn, sondern die, die den eigenen Augen manchmal Streiche spielt. Angefangen haben wir mit „Superliminal“ – ein Spiel, in dem man nur durch grundlegende physikalische Prinzipien und das Wechseln der eigenen Perspektive verschiedene Rätsel lösen muss. Wie ich das fand, lest ihr hier.

Ich bin ein großer Fan von Rätselspielen, habe jedoch hauptsächlich Erfahrung mit denen gemacht, die einem ein Inventar voller seltsamer Gegenstände geben, die man dann mehr oder weniger logisch einsetzen muss, um seinen Weg aus einer meist völlig selbstverschuldeten Misere zu finden. Daher war ich nicht ganz sicher, ob mich dieses Spiel reizen würde – gar kein Inventar, nur simple Interaktionen mit der Umgebung und die Hauptattraktion sollen optische Illusionen sein? Überzeugt war ich erstmal nicht.

Es fängt in einem Gang an – was uns wohl am Ende erwartet?

Die ersten paar Minuten des Spieles haben mir dann auch erst einmal die Grundlagen beigebracht – abgesehen vom laufen, hüpfen und Objekte-aufsammeln (immer nur eines zur Zeit) musste man zur Steuerung nicht viel wissen. Interessanter wurde es erst, als wir auf die Perspektive gestoßen wurden: ein Objekt wird immer mit etwa einer Armlänge abstand vor einen gehalten, seine Größe verändert sich jedoch beim Loslassen, abhängig vom jeweiligen Referenzpunkt. Stehe ich weit von einem Tisch entfernt und das Objekt in meiner Hand wirkt größer, behält es diese Größe beim loslassen – stehe ich nahe vor einer Wand und es wirkt sehr klein, bleibt es beim loslassen auch sehr klein.

Bewaffnet mit dieser zugegebenermaßen interessanten Spielmechanik liefen wir nun also los. Auf die Story möchte ich nicht allzu sehr eingehen, da es schwer ist, nichts zu spoilern – es geht auf jeden Fall um eine Therapie. Auch wenn keine allzu schweren Trigger-Themen direkt angesprochen werden, sollte man eine gewisse mentale Stabilität mitbringen, wenn man dieses Spiel spielen will – dann ist es definitiv eine interessante Erfahrung, sich darauf einzulassen; es ich war danach auf jeden Fall sehr beeindruckt.

Mit einem Würfel werden uns die Basics vermittelt

Aber zurück zum Gameplay. Wir laufen durch verschiedene Räume eines Gebäudes und werden immer wieder durch Tricksereien mit der Perspektive vom Weg abgebracht oder einfach nur verwirrt. Das war allerdings selten frustrierend, es hat mich das ein oder andere Mal eher erstaunt und begeistert, wie sehr ich mich vom ersten Eindruck verwirren ließ – das das Spiel das so gut ausnutzen konnte, fand ich beeindruckend.

Auch die Rätsel waren sehr gut und durchdacht designed. Während vor allem die ersten Rätsel relativ offensichtlich mit der Größe der Objekte spielten, wurde es in den weiteren schon kniffliger – ich möchte nichts vorweg nehmen, aber wenn man sich intensiv damit auseinandersetzt kommt man auf Lösungswege, die einem die Augen öffnen. Viele Rätsel waren zuerst sehr undurchsichtig, und wenn man nach einigem Herumprobieren auf die Lösung kam, konnte man es nicht mehr nicht sehen – man fragte sich eher, wieso man so lange dafür gebraucht hat, wenn es doch so offensichtlich ist.

Manchmal musste man nur den richtigen Winkel finden – einfacher gesagt als getan

Ich würde an dieser Stelle gerne konkret auf einige Dinge eingehen, allerdings will ich niemandem die Erfahrung rauben, die mir dieses Spiel beschert hat. Ein oder zwei Rätsel haben mich wirklich frustriert, diese Frustration wurde (vielleicht auch nach ein oder zwei Tipps aus dem Chat) allerdings immer mit einer oft simplen, aber immer genialen Lösung belohnt. Aus meiner Sicht sollte man das aber selbst gespielt haben, da das Gefühl sonst einfach nicht wirklich rüber kommt.

Definitiv geholfen hat auch das absolut geniale Sounddesign des Spiels. Während es gegen Ende ein oder zwei Level gab, in denen mich die Musik eher nervös gemacht hat, war die Auswahl die ganze restliche Zeit über sehr passend. Die Musik und die Effekte waren nicht aufdringlich, aber ohne sie hätte definitiv etwas gefehlt – genau so muss das sein.

Die restlichen technischen Aspekte waren nichts besonderes, aber solide. Die Steuerung hat immer einwandfrei funktioniert (auch wenn ich nach dem ein oder anderen Spielfehler gerne was anderes behauptet hätte), wir hatten keine Bugs oder Abstürze und die Grafik war schlicht, aber passen. Einzig die Bildrate hat an der ein oder anderen Stelle gelitten und rutschte unter die Marke dessen, was man bemerkt – das hat leider die Immersion an der ein oder anderen Stelle getrübt. Insgesamt war es jedoch nicht dramatisch.

Ein sehr leerer Raum mit lauter, schneller Musik war nicht optimal – die Rätsel darin waren aber super!

Ich denke, mein Fazit kann man aus dem restlichen Artikel relativ leicht herleiten: ich liebe das Spiel! Es hat mich noch viel länger als die eigentliche Spielzeit begeistert und beschäftigt, und währenddessen meinen Kopf das ein oder andere Mal rauchen lassen. Es wurde sich nicht auf den genialen Rätseln ausgeruht, sondern gleichzeitig auch noch eine sehr tiefgründe Story geschaffen – besser hätte dieses Spiel meines Erachtens nicht sein können. Von mir bekommt es definitiv eine Empfehlung – mit der erwähnten Einschränkung, dass man in einer stabilen geistigen Verfassung sein sollte.

Wie fandet ihr das Spiel? War es spannend zuzuschauen und mit zu rätseln? Wollt ihr es selber noch spielen oder habt das schon getan? Diskutiert gerne auf Discord mit!