Sly Nino – Meisterdieb

Wir haben schon einige Jump’n’Run Klassiker auf der Playstation 2 gespielt, viele habe ich aber seinerzeit gar nicht mitbekommen. Genau so ging es mir mit „Sly Cooper“ – ein von vielen geliebtes Spiel, welches mir vorgeschlagen wurde. Wir haben den ersten Teil der Trilogie ausprobiert; wie ich es fand, lest ihr hier.

Alte Spiele zu beurteilen ist nicht immer ganz einfach. Man lässt sich manchmal viel zu schnell von den technischen Einschränkungen der Zeit beeinflussen – sei es eine eher mäßige Grafik, eine langsame Performance oder fehlende Freiheiten beim Spielen. Wenn man vergleiche zu heutigen Spielen zieht, können die Klassiker in diesen Punkten nicht immer mithalten. Nichtsdestotrotz gibt es Meisterwerke, die bis heute eine besondere Erfahrung bieten, oft durch die Geschichten die sie erzählen oder durch Mechanismen, die man vorher (und vielleicht danach nie wieder) noch nicht gesehen hat.

Manches ist immer gleich – sonst wäre es ja kein Jump’n’Run

Auf der anderen Seite hat man aber vielleicht auch einen verklärten Blick auf die Vergangenheit und bewertet Spiele, die schon damals eher mittelmäßig waren, viel besser, weil man sie eben mit Erinnerungen verbindet – wenn man nach der Schule nach Hause kam und sich schon den ganzen Tag auf ein Spiel gefreut hat, was einen über Stunden beschäftigte und begeisterte, der wird unter Umständen von einer heutigen Bewertung enttäuscht werden, wenn jemand anders diese Nostalgie nicht teilt.

Auf „Sly Cooper“ trifft ehrlich gesagt aber beides nicht so richtig zu. Es wurde mir von einigen Empfohlen, die es damals bei Release gespielt haben – die Nostalgie könnte also einen verklärenden Einfluss haben. Allerdings ist es definitiv kein schlechtes Spiel und hat mir stellenweise sogar sehr viel Spaß gemacht – dennoch habe ich es nach dem ersten Teil abgebrochen, ein Meisterwerk war es also auch nicht.

Ein Grund dafür war seine Stimme – sie war schon echt nervig

Wenn ich ein Adjektiv für dieses Spiel finden müsste, wäre es vermutlich so etwas wie „solide“ oder „sicher“. Sicher im Sinne von sichere Wahl, nicht im Sinne von gut geschützt. Denn in all den technischen Punkten kann das Spiel sich durchaus sehen lassen: die Steuerung ist präzise (genug), die Grafik ist durchaus ansehnlich (wir haben einen Remaster gespielt – es war nicht grandios, aber auch nicht schrecklich) und es gibt ein gewisses Maß an Abwechslung in den Leveln – diese ist aber auf eine Handvoll Spielvarianten begrenzt.

Die Story wiederum ist nichts besonderes, aber auch nicht schlecht – im ersten Teil wurden uns Seiten eines sehr wertvollen Buches gestohlen, die wir von fünf anderen Bösewichten wiederbeschaffen müssen. Da wir selbst aber auch ein Dieb sind (natürlich ein nobler, Robin Hood ähnlicher Dieb), geraten wir immer wieder mit einer Polizistin aneinander, die uns fassen will – ohne zu viel zu verraten sei aber gesagt, dass es dabei natürlich auch eine Geschichte zwischen den beiden gibt.

Wir sind zwar technisch gesehen böse, aber dieser Frosch ist viel schlimmer!

Auch die Steuerung ist nichts phänomenales – wir Springen und Rennen hauptsächlich, kämpfen ab und zu mal und nutzen den ein oder anderen Fenstersims, um uns irgendwo lang zu hangeln. Dabei geht es hauptsächlich von A nach B um eine Zwischensequenz anzuschauen oder etwas einzusammeln, was die Hauptstory vorantreibt – klassisches Jump’n’Run eben.

Alles in allem lässt sich vermutlich eine Sache bereits ganz klar herauslesen – es ist nichts besonderes. Und auch wenn wir schon andere Spiele dieser Art gespielt haben, die ich deutlich besser bewertet habe (beispielsweise Phantomias), hatten diese Spiele einen Vorteil – sie waren eine leichte Beschäftigung für einen Nachmittag und dann vorbei. „Sly Cooper“ fühlt sich dabei leider eher sehr gestreckt an – man benötigt für manche Level sehr lange, obwohl man immer nur die gleichen Dinge tut – man Sammelt Schlüssel in Mini-Leveln, um das Bosslevel freizuschalten, besiegt den Boss, und in der nächsten Welt geht es dann von vorne los. Das hat mich auf die Dauer nicht begeistert.

Der zweite Teil schien einen anderen, aber dennoch nicht sehr viel originelleren Ansatz zu fahren – daher haben wir diesen recht früh am Anfang abgebrochen.

Es gab durchaus Abwechslung, beispielsweise Rennen – diese waren aber eher nicht mein Geschmack

Insgesamt hätte ich einen viel negativeren Artikel schreiben können, allerdings wäre das nicht fair gewesen – am Ende des Tages ist es schließlich auch ein Kinder- und Jugendspiel. Es hätte mich damals vermutlich auch Stundenlang vor der Konsole gefesselt und würde mich heutzutage dementsprechend als schöne Erinnerung viel mehr begeistern. Da es das nicht hat, ist es für mich leider nicht viel mehr als ein austauschbares Jump’n’Run Spiel.

Meine Empfehlung: wenn ihr es damals gespielt habt, versucht es heute nochmal, der Remaster scheint mir durchaus gelungen zu sein. Wenn ihr es nicht gespielt habt, genießt es mit Vorsicht – ich persönlich glaube nicht, dass es einen lange begeistern kann. Eure Erfahrung kann damit aber natürlich abweichen.

Was denkt ihr? Fandet ihr das Spiel interessant zum Zuschauen, habt ihr es damals selbst gespielt oder habt ihr es noch vor? Diskutiert auf Discord mit!