Auf die Größe kommt es an

Wir haben vor einiger Zeit über ein Spiel gesprochen, dass ich sehr mochte – „Superliminal“. Ich hatte im dazugehörigen Blog-Post angesprochen, dass ich mehrere Spiele mit einem Fokus auf Perspektiven gespielt habe; heute sprechen wir nun über das zweite Spiel dieser Art, „Maquette“. Wo die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede liegen, und wie es mir gefiel, lest ihr hier. (enthält Spoiler!)

Bevor wir jedoch so richtig loslegen, klären wir einige eher uninteressantere Punkte für meine Betrachtung. Das Spiel hat, wie „Superliminal“, eine recht simple Steuerung. Umherlaufen, Kamera drehen, einen Gegenstand zur Zeit aufnehmen, Hebel und Knöpfe bedienen – das wars im Wesentlichen. Die Grafik ist nicht fotorealistisch, sondern hat etwas von Zeichentrick. Es gibt im Gegenzug aber wesentlich mehr einzelne Elemente und hier und da doch ein paar mehr Details.

Vom Aussehen her gefällt mir das Spiel schon einmal

Die technische Seite ist okay – es ist eben kein besonders anspruchsvolles Spiel. Die Steuerung ist solide, wir hatten keine Abstürze, hier und da aber leider leichte Einbrüche in der Bildrate, das war ein bisschen Schade. Insgesamt in all diesen Gesichtspunkten aber recht ähnlich zu anderen Spielen und eben auch „Superliminal“.

Daher will ich diese ganzen Punkte auch gar nicht allzu sehr in meine Bewertung aufnehmen, sondern eher die Idee des Spieles an sich. Diese birgt meiner Ansicht nach sehr viel potential. Wie schon im anderen Spiel geht es hier viel darum, seine Perspektive zu ändern und optische Illusionen zu entlarven, allerdings liegt der Hauptfokus auf etwas anderem: auf der Größe von Dingen.

Während „Superliminal“ nur die Perspektive des Spielers nutzt, um Gegenstände vollkommen stufenlos in der Größe zu ändern, gibt es bei „Maquette“ einen anderen Ansatz. Man befindet sich in einer sich verändernden Welt, in deren Mitte ein Model der Welt selbst ist. Nimmt man nun einen kleinen Gegenstand und legt in in dieses Modell, erscheint er in der eigenen Welt als riesig groß. Nimmt man hingegen einen kleinen Gegenstand aus diesem Modell heraus, kommt er als kleiner Gegenstand in die eigene Welt hinein. So wird aus einem Schlüssel schnell eine Brücke und aus einem riesigen Felsen schnell ein Kiesel – sehr faszinierend.

Ein Schlüssel kann vieles sein, wenn man die Größe ändern kann

Den ein oder anderen wird dieses Prinzip an „A Fisherman’s Tale“ erinnern, ein VR-Spiel, das ähnlich funktioniert. Auch hier gab es eine Welt in sich selbst, die man so manipulieren konnte – da ich mich sofort an dieses Spiel erinnert fühlte, sah ich eben auch in „Maquette“ dieses Potential – „A Fisherman’s Tale“ war ein grandioses Spiel!

Und eins muss ich dem Spiel lassen – dieser Aspekt hat mir durchaus Spaß gemacht. Es war witzig, Dinge immer mal wieder zu vergrößern und zu verkleinern, um neue Wege zu entdecken oder Rätsel auf verschiedene Weisen zu lösen – das hatte ich in etwa so erwartet und wurde nicht enttäuscht!

Wo ich definitiv enttäuscht wurde, waren diverse andere Punkte des Spiels, die mir die Erfahrung leider sehr verdorben haben. Wo fangen wir da bloß an?

Das Modell gefiel mir noch, und die ersten Level, die sich darauf beschränkten

Das erste was mir auffiel waren unglaublich viele Schreib- und Übersetzungsfehler. Ich bin nicht sehr gut darin, das eine oder das andere zu verzeihen, aber beides gleichzeitig ist eine absolute Frechheit. Ich kann verstehen, wenn Studios zu automatisierten Übersetzungen greifen – das tue ich durchaus ja auch – und sich dabei logische Fehler einschleichen oder das falsche Wort für einen bestimmten Kontext genutzt wird. Da ich ein Spiel kaufe erwarte ich allerdings, dass mindestens zwei Sätze hintereinander Sinn ergeben – was in diesem Spiel kaum der Fall war.

Zeitgleich ergaben dadurch die Schreibfehler keinen Sinn für mich – ein Übersetzungstool kann falsche Worte auswählen, aber es würde diese doch zumindest richtig schreiben. Daher stellt sich hier für mich die Frage: wie konnte (übertrieben gesagt) jeder zweite Satz nicht nur keinen Sinn ergeben, sondern auch noch Rechtschreibfehler enthalten? Ich verstehe es nicht und es gibt für mich persönlich keine Erklärung, die nicht die Worte „Faulheit“ oder „Inkompetenz“ enthält.

Ein anderer Punkt, der mir nicht gefallen hat, waren die Rätsel an sich. Es war zu Anfang sehr interessant, in einem begrenzten Rahmen Gegenstände zu schrumpfen und größer werden zu lassen – durch die Einführung von Portalen, wodurch wir selber schrumpfen konnten, wurden die Laufwege in einer dann sehr leeren Welt jedoch so weitläufig, dass man minutenlang nur in eine Richtung gelaufen ist – manchmal um dann festzustellen, dass die Richtung falsch oder ein wichtiger Gegenstand doch noch in der anderen Richtung lag. Nach etwa der Hälfte des Spiels hat mich diese Mechanik eher frustriert als gefreut.

Manchmal waren es auch einfach ewig lange Gänge

Der letzte Punkt, der aber eher subjektiv zu bewerten ist, ist die Story. Meiner persönlichen Meinung nach ist sie einfach nur belanglos. Es geht darum, dass sich zwei Menschen kennen lernen, auseinanderleben und schließlich trennen. Mehr nicht. Das mag für eine seichte Abendunterhaltung im Fernsehen reichen, für diese Art von Spiel reichte es mir nicht. Dabei hatte es vom Storytelling her durchaus starke Momente – ein Monolog, den der Protagonist hielt, während wir durch den Regen einer Großstadt liefen, hat mich wirklich bewegt. Leider blieb es allerdings bei den wenigen Ausnahmen.

Was ist nun also mein Fazit zu diesem Spiel? Ich bin mir nicht sicher. Das Grundkonzept der Rätsel ist vielversprechend, aber meiner Ansicht nach schlecht umgesetzt – vor allem ab der zweiten Spielhälfte. Die Story ist absolut austauschbar und für das Spiel praktisch irrelevant. Ich glaube nicht, dass sich darüber wirklich viele Gedanken gemacht wurde (oder wenn, dass diese Gedanken wirklich gut waren).

Die Rätsel mit diesen Blockaden waren noch ganz witzig

Durch das ewige und minutenlange Gerenne geht jeder Anflug von Atmosphäre verloren, und die sehr schlechte Übersetzung der Texte macht das ganze nur noch schlimmer. Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich es gar nicht empfehlen, falls es nochmal verbessert wird nur sehr eingeschränkt. Leider kam bei mir sehr schnell der Eindruck auf, dass das Spiel an vielen Ecken und Kannten nicht wirklich durchdacht war.

Was meint ihr? Fandet ihr das Spiel gut, hat es beim Zuschauen Spaß gemacht? Habt ihr es selbst schon gespielt? Diskutiert auf Discord mit!