Das Universum in einem Kokon

Heute sprechen wir ĂŒber eines dieser Spiele, die man an einem Nachmittag durchspielt: „Cocoon“. Beworben werden „weltumspannende“ RĂ€tsel und das LĂŒften eines „kosmischen Geheimnisses“. Das alles klingt sehr vielversprechend, die Screenshots und Videos sehen auch interessant aus – aber macht es auch tatsĂ€chlich Spaß? EnthĂ€lt Spoiler!

Fangen wir mit dem GrundsĂ€tzlichen an. Wie bereits erwĂ€hnt dauert das Spiel nicht sehr lange an – mit gut vier Stunden sind wir entspannt durchgekommen. Aus einer isometrischen Perspektive steuern wir einen kleinen geflĂŒgelten KĂ€fer. Dieser kann aber leider nicht fliegen, da er am Anfang des Spieles frisch schlĂŒpft – somit bleibt uns nur laufen als Option. Abgesehen davon können wir Dinge, vorrangig spezielle Weltenorbs, tragen und spĂ€ter im Spiel auch noch springen und gleiten, dies allerdings nur in einem Bosskampf.

Da es keine ErklÀrung gab, half nur ausprobieren

Nach einer kurzen Orientierung am Anfang laufen wir nun also los und lösen die ersten RĂ€tsel. Insgesamt baut das Spiel grade am Anfang dabei auf sehr viel Strecke, die man laufen muss, und einfache Mechaniken wie Sprungplattformen oder ganz simple Schalter. Gegner gibt es außer den BosskĂ€mpfen zwischen den Hauptleveln keine, nur Mechaniken, um einen am Vorankommen zu hindern (die dann durch ein RĂ€tsel deaktiviert werden können).

Die Farben sind dabei recht simpel gehalten, es gibt viele Pastelltöne, was mir persönlich sehr gefallen hat. Die Welten sind dennoch detailliert gestaltet und laden zum Erkunden ein – viel entdecken kann man allerdings nicht. Es gibt zwar versteckte Schreine, wo man beten kann, diese belohnen einen aber nur mit einer TrophĂ€e, im Spiel selbst haben sie keine Auswirkungen.

Der „weltumspannende“ Aspekt der RĂ€tsel kommt zum Vorschein, als wir das erste Mal auf einer speziellen Plattform stehen. Diese katapultiert uns hinaus und wir entdecken, dass die Welt in der wir waren nur eine Kugel in einer ĂŒbergeordneten Welt ist – diese Kugel (oder den Orb) können wir nun benutzen, um spezielle Mechanismen in der ĂŒbergeordneten Welt zu steuern. Wie man sich denken kann, geht diese Mechanik noch weiter, sodass man am Ende vier Kugeln zur VerfĂŒgung hat, bevor man (angeblich) in der oberen Welt angekommen ist.

Durch diese Plattformen konnte man Welten betreten und wieder verlassen

Je mehr Kugeln man zur VerfĂŒgung hat, desto komplexer werden auch die RĂ€tsel. Man kann die Welten beinahe beliebig ineinander verschachteln, wodurch, gepaart mit weiteren Mechanismen, komplexe Konstrukte entstehen, die man erst erzeugen und spĂ€ter wieder entwirren muss. Das wird nie zu kompliziert, man muss aber an der ein oder anderen Stelle nachdenken und planen, damit man spĂ€ter nicht alles wieder zurĂŒckdrehen und neu beginnen muss.

Dieser Aspekt hat mir an dem Spiel durchaus gefallen. Ich empfand es als sehr angenehmes Tempo, in dem die RĂ€tsel komplexer wurden, leider wurde es durch die kurze Spielzeit demnach aber nie wirklich schwierig, zur Lösung zu kommen. Ich hĂ€tte mir das Spiel grundsĂ€tzlich nicht lĂ€nger gewĂŒnscht, es hĂ€tte meinetwegen aber gerne auf einem schwierigeren Level starten oder ein paar der AnfangsrĂ€tsel streichen können.

Weitere Orbs wurden am Ende jeden Levels freigeschaltet

Ein ehrlicherweise nur verwirrender Punkt war dagegen fĂŒr mich die Story. Das wir ein „kosmisches Geheimnis“ enthĂŒllten wĂŒrde ich nicht sagen – wir haben eher ein paar Zwischensequenzen angeschaut und uns gefragt, was das soll. Es wird nichts wirklich erklĂ€rt, weder zu Anfang noch zum Ende, und einfach ein bisschen was visuell zumindest nicht anspruchsloses gezeigt – das ist mir persönlich leider zu wenig.

Eine ErklĂ€rung dafĂŒr liefert aber ein Name: Jeppe Carlsen. Dieser war schon bei „Limbo“ und „Inside“ leitender Gameplay Designer und hatte vermutlich sowohl da als auch hier auch bei der Story seine Finger im Spiel. Die Sinnlosigkeit, die ich aufgrund fehlender Story bei den beiden „VorgĂ€ngern“ beim Lösen einfachster RĂ€tsel empfand, schlich sich auch hier ein. Aufgrund der KomplexitĂ€t der multiplen Welten erschien es mir aber bei weitem nicht so prĂ€sent. Ich habe mich am Ende schon gefragt, wozu ich das jetzt eigentlich alles gemacht habe, und hĂ€tte mir eine ErklĂ€rung gewĂŒnscht – der Weg zu dieser Erkenntnis war aber bei weitem nicht so belanglos wie bei den anderen Spielen.

Man bekam auch verschiedene FÀhigkeiten, die neue RÀtsel ermöglichten

Es ist ĂŒbrigens nicht so, dass ich es nicht versucht hĂ€tte – die pseudophilosophischen AnsĂ€tze, die man teilweise Online zu dem Spiel findet, erscheinen mir jedoch zu weit hergeholt. Ich persönlich erkenne in der „Story“ des Spieles keinen konkreten Hintergedanken oder Plan. Das ist nicht schlimm, endet bei mir eben nur in der Frage nach dem „Wieso sollte ich das spielen?“.

Ein zum Ende des Artikels noch gemischten Punkt möchte ich noch einbringen: die BosskĂ€mpfe. Am Ende jeder Welt, die man in einer Kugel hat, muss man gegen den Boss der Welt kĂ€mpfen. Woher diese Bosse kommen oder was sie gegen uns haben bleibt dabei völlig ungeklĂ€rt. Der ein oder andere Kampf hat aber sehr viel Spaß gemacht, und es waren auch wirklich gute Ideen dabei. Es gab allerdings auch eher langweilige KĂ€mpfe, daher kann ich hier nicht wirklich etwas allgemein positives draus ziehen.

Die KĂ€mpfe waren einfallsreich

Gespielt haben wir „Cocoon“ auf der Xbox ĂŒber den Gamepass. Es lief technisch einwandfrei, die Grafik und die Musik waren stimmig und die Steuerung prĂ€zise – an dieser Front gibt es absolut nichts auszusetzen.

Ich wĂŒrde diesem Spiel trotz meiner Kritik eine Empfehlung geben. Ich finde es um Welten besser als „Inside“ und „Limbo“ und hatte Spaß daran, die komplexeren Welten-RĂ€tsel zu lösen. Auch wenn es keine wirklich lĂ€ngerfristig fordernde Stelle gab, wurde es dennoch auch nie zu stumpf. Kaufen wĂŒrde ich es nicht, aber wenn ihr den Gamepass habt, gebt dem Spiel aber mal eine Chance – vielleicht versteht ihr ja auch die Story des Spiels.

Was denkt ihr? Fandet ihr das Spiel interessant oder eher langweilig? Habt ihr es gespielt und könnt vielleicht auch einen Vergleich zu den anderen Spielen ziehen? Diskutiert gerne auf Discord mit!