Zombie-Survival der Oberklasse

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich so meine Probleme mit Zombie-Spielen und dem dazugehörigen Survival-Genre. Prominente Fehlschläge wie „The Walking Dead“ haben mir keinen großen Mut gemacht, in diesem Bereich noch etwas brauchbares zu finden. Dennoch wurde ich davon überzeugt „The Last of Us“ eine Chance zu geben – ob es sich gelohnt hat, lest ihr hier.

Mein Problem mit diesem Genre bezieht sich generell gar nicht auf die Zombies selbst. Ich habe nichts gegen irgendwelche Monster oder Fabelwesen, egal welcher Art. Allerdings erscheint es mir bei Zombies allzu oft so, dass sie den falschen Menschen nachjagen – eine große Chance, ein Gehirn zu finden, dass man essen kann, scheint es bei Protagonisten aus diesem speziellen Bereich jedenfalls nicht zu geben.

Der Anfang zeigte mir damals schon, dass dieses Spiel etwas anderes ist

Entsprechend kann ich die Jumpscares und brenzligen Situationen, die entstehen auch nicht genießen; in den meisten Fällen verhalten sich die Personen so dämlich, dass sie es – aus meiner Sicht – gar nicht anders verdient haben. Was man allerdings auch erwähnen muss: im Gegensatz zu anderen Beispielen, zu denen (leider) auch mein Lieblingsfranchise „Indiana Jones“ zählt, wird die Dummheit hier nicht nur den Frauen zugeschoben. Egal welches Geschlecht, Alter oder Haarfarbe: meistens haben es alle einfach nicht anders verdient.

Nach diesem kleinen Exkurs nun etwas völlig anderes: „The Last of Us“. Auch wenn hier weiterhin klassische Elemente von Zombieapokalypsen verwendet werden, macht das Spiel alles besser, wo vorherige Titel komplett versagt haben. Wir haben eine sehr schöne und bewegende Dynamik zwischen den beiden Protagonisten, Ellie und Joel. Es wird die gleiche Ersatzvater / Ersatztochter Dynamik wie beispielsweise bei „The Walking Dead“ aufgebaut, allerdings sind Konflikte (wenn auch manchmal sehr frustrierend) konsequent nachvollziehbar und wirken nicht erzwungen. Die Harmonie der beiden baut sich langsam auf und die Persönlichkeitsentwicklungen wirken natürlich und gut in den Rest der Story integriert. Alles in allem hat mich schon dieser Aspekt alleine sehr begeistert.

Es gibt sehr viele bewegende Momente zwischen Ellie und Joel

Aber auch der Rest des Spiels hat mich nicht enttäuscht: die Grafik der Remastered Edition war offensichtlich gealtert, aber dennoch sehr ansehnlich – der PC-Port hätte vielleicht noch das ein oder andere herausgeholt, beim Spielen fiel mir aber das Alter des Spiels überhaupt nicht auf. Insbesondere gilt dies für die sehr lebendige und natürliche Mimik der Charaktere sowie die detaillierten Gesichter, die mich wirklich beeindruckt haben – da können sich viele aktuelle Spiele noch etwas von abschauen.

Die Story an sich war gut. Es war nichts, was man nicht irgendwie hätte erwarten können, dennoch gab es die ein oder andere Überraschung, die man nicht kommen sah – insgesamt hat sie mir sehr gefallen. Dies liegt aber auch an den Emotionen, die glaubhaft und nachhaltig aufgebaut werden und einen wirklich mit den Protagonisten mitfühlen lassen; dadurch sind viele der eher klassischen Elemente, die jeder Zombie-Film und jedes -Spiel mitbringt, eher nebensächlich, aber dennoch interessant.

Die Natur hat sich in all dem Chaos die Städte zurückerobert – ein Klassiker, aber kein schlechter

Das Spielerlebnis insgesamt hat mich begeistert. Obwohl ich Schleichspiele nicht besonders mag, hat es mich hier nirgendwo nachhaltig frustriert, wenn ich mal wieder entdeckt wurde. Es gab vielfältige Gegnertypen, die man mal im Frontalangriff, mal mit Heimtücke besiegen musste. Die „Bosskämpfe“ waren teilweise etwas seltsam angelegt, vor allem in Bezug auf das Wiederkehren von verwendbaren Gegenständen, haben aber trotzdem Spaß gemacht. Die eher ruhigeren Momente zwischendurch, die oft Zeit für Dialoge zwischen Ellie und Joel gelassen haben, haben sehr viel zur Story beigetragen und einen schönen Einblick in die Persönlichkeitsentwicklung der beiden sowie in die Beziehung zwischen den beiden als Ersatzvater / -Tochter gegeben. Hier habe ich absolut keine Kritik zu äußern.

Negative Punkte habe ich allgemein nur wenige, eigentlich nur zwei. Zum einen war das Zielen mit den Waffen eine Katastrophe. Ich habe das Spiel auf der PS4 gespielt und muss sagen, dass das halbfertige Auto-Aim in Kombination mit der eher mäßigen Genauigkeit des Analog-Sticks nicht zu einer befriedigenden Schieß-Erfahrung beigetragen haben. Es war meistens eher eine Qual zu schießen, besonders in Hinblick auf die eher knapp bemessenen Munitionsvorräte. Ich hatte nie wirklich Probleme, dennoch war jeder durch diesen suboptimal umgesetzten Aspekt verfehlte Schuss ein Wermutstropfen.

Erstmal schleichen war immer schlau – und die Zielprobleme hat der Flammenwerfer gelöst

Der zweite Punkt war das von mir sonst so hochgelobte Spiele-Streaming von Sony. Ich will nicht allzu tief auf diesen Punkt eingehen, allerdings war ich von der Erfahrung dieses Mal so enttäuscht, dass ich mein Abonnement gekündigt habe. Bevor jemand fragt: nein, es lag nicht an meiner Bandbreite, das Spiel lief flüssig. Es gab aber einige Punkte drumherum, die mir absolut nicht gefallen haben.

Was wäre eine Nino-Stream ohne Rant?

Insgesamt fällt mein Fazit aber sehr positiv aus. Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht und ich bereue keine Sekunde, die ich damit verbracht habe. Die Auswahl der Waffen und Gegner, die wunderschönen Level, das Design der Charaktere und auch der ein oder andere unvorhergesehene Moment haben mich insgesamt schwer beeindruckt und begeistert. Der zweite Teil ist definitiv auf meiner Liste für die Zukunft und ich freue mich sehr darauf, wieder in diese Welt einzutauchen!

Wie fandet ihr das Spiel? Hat es beim Zuschauen Spaß gemacht oder habt ihr es vielleicht selber gespielt? Habt ihr noch Punkte oder Aspekte, die ich hier vergessen habe? Diskutiert auf Discord mit!