Wir klettern in die Wolken und suchen den Regen

Das heutige Spiel kommt aus einem Genre, in dem man die interessantesten Themen findet – Indie Games. Und das heutige Thema ist eins, das in vielen anderen Spielen eher eine Nebenrolle einnimmt: in „Jusant“ geht es hauptsächlich ums klettern. Immer weiter hinauf auf den selben Berg, dabei aber wesentlich entspannter als beispielsweise in „Celeste“ – kann das funktionieren?

Klären wir dazu erst einmal das Grundlegende, vor allem den Titel: „Jusant“ ist das französische Wort für Ebbe, und im Prinzip geht es genau darum. Wir sind eine junge Frau, die Teil eines Volkes ist, dass an den steilen Abhängen eines Berges lebt. Die Bewohner sind dabei sehr vom Wasser abhängig, sei es zum Trinken, zum Antreiben von Maschinen oder zur Seefahrt. Doch eines Tages kommt die „Justant“, die Ebbe, und das Wasser kehrt nicht mehr zurück. Nach und nach verlassen nun alle Bewohner den Berg und machen sich auf, einen besseren Platz zum Leben zu finden. Wobei, nicht ganz alle: einige machen sich auf, das Rätsel um das verschwundene Wasser zu lösen.

Wir starten schon sehr weit oben, es geht aber immer höher!

Wir machen uns nun also auch auf und wollen herausfinden, was passiert ist. Mit dabei ist unser kurioser kleiner Freund – ein seltsames Wesen, das zwischenzeitlich wie ein Geist aussieht. Es hilft uns an einigen Stellen bestimmte Mechanismen zu aktivieren. Wieso er das kann wird später geklärt – ich belasse es erst einmal hierbei. Er ist aber sehr süß anzuschauen und sehr knuffig!

Damit ist die Geschichte sehr gut erklärt. Die restliche Story findet vor allem durch verschiedene Notizen, Zeitungen und Briefe statt, die wir während unseres Aufstiegs finden. Darin erfahren wir verschiedene Motivationen und auch verschiedene Glaubenseinstellungen der ehemaligen Bewohner, die mit der neuen Situation umgehen müssen – aus Spoilergründen gehe ich aber nicht näher darauf ein. Es ist aber definitiv vielseitig und sehr interessant zu lesen, was einen motiviert, auch wirklich alle Schriftstücke zu finden. Mir fehlte am Ende nur eins, wodurch ich praktisch alles von der Geschichte erfuhr – ich war dann aber nicht mehr motiviert genug, das letzte Puzzleteil auch noch zu finden. Das war aber nicht schlimm, selbst mit wenig Informationen bekommt man eine gute Idee davon, was passiert ist.

Wir finden einige Hinweise und Informationen der vorherigen Expeditionen

Die Geschichte wird insgesamt ruhig und detailliert erzählt, wurde mir dabei aber an keiner Stelle langweilig. Es war sehr interessant und die Umgebung lud immer zum Erkunden ein – dabei konnte man viele niedliche und interessante Dinge finden. Die Low-Poly Grafik und die einfache Steuerung machten es zu einem sehr schönen und gleichzeitig entspannenden Spiel, die Kletterpartien waren nur selten wirklich aufregend. Das passte aber sehr gut in den Gesamtkontext und ergab einen schönen Spielfluss.

Ach ja, das Klettern – den Hauptaspekt hätte ich vor lauter Schwärmerei fast vergessen. Man kann definitiv sagen, dass hier der Weg ein großer Teil des Ziels ist. Es ist niemals anspruchslos, aber auch nie zu aufregend; es gibt kleinere Rätsel, beziehungsweise verworrene Pfade, deren Ziel man herausfinden muss, allerdings sind diese nie frustrierend oder unlogisch. Nach kurzer Analyse kann man den Weg oft schon erkennen und man freut sich schnell über den Erfolg, wieder eine Etappe geschafft zu haben – sei es nun durch die richtige Reihenfolge der Elemente oder durch das Erreichen einer Zwischenstation, bevor die Ausdauer zur Neige geht.

Die Steuerung ist simpel und das Klettern macht viel Spaß

Die sinkende Ausdauer ist natürlich ein klassisches Element beim Klettern in Videospielen, und definitiv eine Herausforderung an der ein oder anderen Stelle. Durch konsequente Absicherung, sei es automatisch oder manuell durch eigens gesetzte Haken, entsteht hierbei aber keinerlei Stressmomente – wenn man fällt, dann nur ein kleines Stück bis zum nächsten Haken. Ein Rücksetzen an einen Checkpoint, wodurch man größere Etappen wiederholen muss, findet nicht statt. Das trägt sehr zum Entspannungsfaktor bei.

Die Steuerung war dabei auch immer sehr Präzise, wodurch keine Frustration aufkam. Insgesamt wusste man in Falle eines Falles immer woran es lag, und konnte direkt etwas neues Versuchen – dadurch musste man sich nicht unnötig doppelt beschäftigen und hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass das Spiel Zeit schinden möchte – andere Spiele machen davon teilweise übermäßigen Gebrauch, der zumindest mich schnell frustiert.

Die Spielzeit ist mit knapp 5 Stunden gut gewählt. Viel weniger würde die Story und die Ruhe des Spieles zu sehr komprimieren, viel mehr würde das Element des Kletterns zu sehr ausreizen. Auch wenn mit der Zeit neue Elemente und Funktionen hinzukommen, die das Spielerlebnis durchweg bereichern, hat es Grenzen – diese wurden hier nicht unnötig überschritten, um die Spielzeit zu strecken. Das gefällt mir sehr gut.

Ein neues Element: ein Boost durch Glühwürmchen

Was bleibt mir schlussendlich zu sagen? Wie im Artikel bereits an vielen Stellen erwähnt wurde, hat das Spiel sehr viele Dinge, die es richtig macht – offen gesagt fällt mir nichts ein, was es schlecht macht. Ich würde es nicht als Meisterwerk betiteln, es füllt ja wirklich nur eine kleine Nische aus. Dies macht es allerdings sehr gut – so gut sogar, dass man aus der Nebenfunktion anderer Spiele in Verbindung mit einer schönen, emotionalen und interessanten Geschichte ein schönes Spiel gebaut hat. Ich empfehle es definitiv weiter!

Was meint ihr? Fandet ihr das Spiel gut, war es interessant oder hättet ihr euch mehr Action gewünscht? Habt ihr es selber schon gespielt oder habt ihr es noch vor? Diskutiert auf Discord mit!