Multi-Level-Management

Heute sprechen wir über ein Spiel mit einem interessanten und für mich bisher eher selten gesehenen Prinzip: „SteamWorld Build“ verbindet eine grundlegende Lieferkettensimulation mit Minenerkundung und Tower-Defense-Elementen. Was sich wie eine sehr wilde Mischung anhört, war im GamePass verfügbar, daher haben wir es ausprobiert. Wie ich es fand, lest ihr hier.

Von außen betrachtet wirkte „SteamWorld Build“ wie ein ganz normales Aufbauspiel: man baut Straßen und Wohnhäuser, baut Ressourcen mit speziellen Gebäuden ab und stellt in Fabriken allerlei Güter her, um die Bewohner zufrieden zu stellen – so weit haben wir das alles schon gesehen. Einzige offensichtliche Besonderheit bisher: wir spielen keine Menschen, sondern Roboter.

Die Roboter haben Bedürfnisse – eigentlich wie jedes andere Aufbauspiel

Diese Roboter fangen als einfache Arbeiter an und müssen sich jetzt ihren Lebensunterhalt verdienen: wir fangen an, Holz abzubauen, um mehr Gebäude bauen zu können. Sie produzieren Wasser und bauen Reparaturshops und Einkaufsläden, um die grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen. Sobald sie als Arbeiter volle Zufriedenheit erreicht haben, können wir sie verbessern: aus einfachen Arbeitern werden Ingenieure. Diese haben neue Bedürfnisse, zusätzlich zu den grundlegenden. Sobald diese alle erfüllt sind, können sie zu Aristokraten werden, danach noch zu Wissenschaftlern – diese stellen dann die letzte Entwicklungsstufe dar.

Für die jeweilige Arbeit in den Gebäuden braucht man auch jeweils eine Art von Roboter: für die einfachen Arbeiten im Sägewerk reichen die Arbeiter, für die Arbeiten an Treibstoff braucht es mindestens Wissenschaftler. Dabei muss nur die Anzahl der verfügbaren Einheiten stimmen – die Aufteilung auf die freien Arbeitsplätze erfolgt automatisch.

Der Weg vom einfachen Arbeiter bis zum Wissenschaftler ist nicht leicht, aber sehr lohnenswert: wir bekommen bessere Gebäude und Straßen, und Zugang zu neuen Gebieten – allerdings nicht an der Oberfläche, sondern in der Mine.

Das Zufriedenheitslevel kann man leicht einsehen – sehr praktisch wenn man wissen will, wo es hakt

Um das zu verstehen, müssen wir etwas ausholen, denn das Spiel hat im Gegensatz zu vielen ähnlichen Vertretern des Genres eine echte und sehr schön erzählte Rahmenhandlung. Wir sind eine Gruppe von Robotern, die über die letzten, verbrauchten Reste des Planeten wandern. Irgendwann treffen wir einen alten, defekten Roboter, der uns von einer Rakete erzählt – diese können wir aus Teilen bauen, die von einer alten Zivilisation erschaffen wurden und nun in einer Mine unter der Erde ruhen. Das Ziel des Spieles ist es, alle Teile zu bergen und die Rakete aufzutanken, um am Ende von der verbrauchten Erde fliehen zu können.

Die Story ist dabei sehr schön erzählt, allerdings nie aufdringlich. Insgesamt sechs Raketenteile lassen sich finden, jeweils zwei davon auf einer Ebene der Mine (die sich somit logischerweise über drei Ebenen erstreckt). Für jede neue Ebene brauchen wir jeweils eine Weiterentwicklung der Roboter – das ist also unsere Motivation, über der Erde die Gesellschaft voranzubringen.

Unter der Erde gilt es nun, den Stein wegzuräumen und die Teile zu finden, sowie den Fahrstuhl zur nächsten tieferen Ebene zu aktivieren. Dabei gehen Mine und Oberfläche Hand in Hand – wir finden seltene Metalle, die wiederum zu Werkzeugen verarbeitet werden können, die wir für die nächsten Gesteinsschichten brauchen.

Das erste besondere Tool: Spitzhacken statt Schaufeln

Ab der zweiten Ebene kommt außerdem eine Tower-Defense-Mechanik ins Spiel. Unter der Erde hausen einige, nicht gerade freundliche gesinnte Monster, die uns angreifen, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Außerdem gibt es ganze Wellen an Angriffen, die starten, sobald wir das erste Teil in der zweiten Ebene bergen. Dies fügt eine Herausforderung zum Spiel hinzu, die allerdings nie unfair wirkt – am Ende können wir uns durch spezielle Waffen und besondere Einheiten immer gut verteidigen. Aus den Augen lassen können wir es allerdings nicht.

Insgesamt hat mich diese Kombination an Mechaniken sehr überzeugt. Jede der drei Mechaniken – Tower Defense, Gesellschaftsmanagement und Minenforschung trug letztendlich dazu bei, dass wir dem Ziel der wunderschön erzählten (und voll vertonten) Story näher kamen. Dies führte zum einen dazu, dass sich jede Aktion sinnvoll anfühlte, und zum anderen dazu, dass es bei jedem Durchspielen ein sichtbares Ende gab – unendliche Spiele, bei denen man stunden- und tagelang optimieren kann, haben definitiv auch ihren Reiz – die etwa acht Stunden langen Runs in diesem Spiel haben aber einen guten Rahmen gegeben, an dessen Ende man durchaus Stolz verspürte, etwas geschafft zu haben.

Die Story haben wir nur auf der ersten Map gespielt und gestreamt – die anderen Maps, von denen es aktuell fünf gibt, habe ich privat gespielt. Mit jeder durchgespielten Map bekommt man ein neues Gebäude freigeschaltet, dass einen besonderen Buff beinhaltet – beispielsweise sorgt eins dafür, dass Straßen keine Ressourcen mehr verbrauchen, das ist sehr praktisch. Somit hat das erneute Durchspielen nicht nur Spaß gemacht, sondern war durch die neuen Maps und die geänderten Voraussetzungen auch nicht zu 100% gleich.

Die Story war gleichzeitig ein sehr gutes Tutorial – in den weiteren Runs wurde es nicht mehr gebraucht

Technisch gibt es zu dem Spiel gar nicht viel zu sagen. Es sieht gut aus, es ist sehr passend und mit schöner Musik vertont. Die Story ist komplett eingesprochen, was einen hochwertigen Eindruck bei mir hinterlässt. Es gab keinerlei Abstürze oder Bugs, was mich sehr gefreut hat.

Besonders die Story hat mich positiv überrascht und begeistert. Ich empfand sie als sehr schön und stellenweise sogar emotional – etwas, was ich bei einem Aufbauspiel vorher so noch nicht hatte. Sie ist stellenweise natürlich etwas voraussehbar, aber dafür, dass sie eigentlich nur den Rahmen für das Hauptspiel bilden soll, hat man hier sehr viel Liebe zum Detail hineingesteckt. Davon können sich andere Spiele durchaus was abschneiden.

Das Bauen, Managen und Erkunden an sich war nicht allzu herausfordernd an sich, wurde allerdings auch nie langweilig. Es brachte einem durch erreichbare Ziele einige Erfolgserlebnisse und wurde genau im richtigen Tempo schwieriger und umfangreicher – ich kann die Entwickler auch hier nur loben.

Man baut die Minen sehr schnell sehr groß aus – das macht sehr viel Spaß

Insgesamt kann ich zu diesem Spiel nur positives sagen. Ich habe es sehr gerne gespielt und es gibt unzählige Mechaniken, die mich begeistert haben – alle aufzuzählen würde ewig dauern. Dass es dazu noch im GamePass enthalten war, machte die Sache für mich noch besser. Ich habe es sehr gerne gespielt und empfehle es jedem weiter, der sich für das Aufbau-Genre interessiert – kostenlos ist es ja auch kein Risiko.

Wie fandet ihr das Spiel? Hat es Spaß gemacht, zuzuschauen, habt ihr es selber schon gespielt oder noch vor? Diskutiert auf Discord mit!