Die Waldmenschen sind zurück

Vor einiger Zeit habe ich mit Luzi, DeeDee und Rafi zusammen das Spiel „The Forest“ gespielt – bei einer Bruchlandung auf einer geheimnisvollen Insel galt es zu überleben und ein Geheimnis zu lüften. Ich war von dem Spiel damals, gelinde gesagt, nicht sehr überzeugt. Konnte die Fortsetzung „Sons of the Forest“ mich dieses Mal begeistern?

Hinweis: die Bilder wurden mit einem KI-Werkzeug bearbeitet. Dabei wurde das Kamerabild der spielenden Person ersetzt und gefüllt, sodass keine Lücke entsteht. Der Kern des Bildes oder Dinge, auf die ich dabei eingehe, wurden nicht verändert.

Noch ein Hinweis: wir haben das Spiel in der Early-Access-Version gespielt. Wie auf einem Screenshot zu erkennen, war dies etwa einen Monat vor dem finalen Release. Entgegen meiner Erwartung hat der Release wohl einiges verbessert – insgesamt sollten meine Kritikpunkte aber weiterhin bestand haben.

Die Vollversion wird stolz angekündigt

Als ich mir Gedanken über diesen Artikel gemacht habe, wusste ich nicht so recht, wie ich anfangen soll, daher habe ich mir den Artikel vom ersten Teil noch einmal durchgelesen. Zu Anfang dachte ich noch, es würde recht einfach werden, schließlich haben viele meiner damaligen Kritikpunkte noch bestand. Zum anderen wäre dies aber ein unfairer Vergleich: der zweite Teil war bei unserem Durchgang noch in der Early-Access-Phase, der erste war da schon 9 Jahre alt – Bugs beispielsweise haben in so einem Vergleich einen ganz anderen Stellenwert.

Dennoch ist es schwer, nicht gewisse Parallelen zu erkennen und, als Pessimist, der ich nun einmal bin, davon auszugehen, dass es auch hier nicht viel besser werden wird. Daher werde ich durchaus Vergleiche ziehen – hoffentlich aber auf eine durchdachte und faire Weise. Daher werde ich auf generelle Bugs des Spiels an dieser Stelle gar nicht eingehen.

Doch kommen wir erst einmal zum Positiven: was war denn gut an diesem Spiel? Und da kann ich ganz klar die Grafik nennen. Das Spiel sieht schön aus und ist visuell wirklich eindrucksvoll. Nicht nur die viel detaillierteren und realistischeren Texturen an sich, auch die Lichteffekte und die Bewegungen sind sehr viel besser gelungen als in Teil eins. An den meisten Stellen funktionierte auch der Sound richtig, wodurch eine schöne und passende Atmosphäre entstand – das hat mir sehr gefallen.

In den Höhlen vor allem waren die Beleuchtungseffekte gar nicht schlecht

Der zweite Punkt, den ich positiv erwähnen möchte, war der Ideenreichtum bei neuen Elementen. Ein Golfkart und ein Monowheel als Fortbewegungsmittel einzubauen, um die nun viel größere Insel zu erkunden, war interessant. An bestimmten Orten 3D-Drucker zu platzieren war auch eine (finde ich) gute Erweiterung der Möglichkeiten. Und vor allem die größere Auswahl an Waffen, die man finden konnte, hat viele Kämpfe sowohl abwechslungsreicher als auch angenehmer gemacht.

Leider war es das im Prinzip schon mit den Punkten, die mir als positiv im Gedächtnis geblieben sind, daher kommen wir schon zu den (für mich) negativen Seiten. Wie bereits erwähnt lasse ich Bugs aus, da diese in einem Early-Access-Titel zu erwarten sind und demnach erstmal keine Bewertungsgrundlage bilden sollten.

Das größte Problem in diesem Spiel ist meines Erachtens, dass es keine klare Richtung hat. Man soll erkunden, man soll eine Basis bauen und überleben, und man soll die Story verfolgen – keiner dieser Aspekte macht in diesem Spiel (meiner Meinung nach) wirklich Spaß, denn keiner wird konsequent verfolgt. Erkunden lohnt sich kaum, weil es vor allem eins ist: leer. Die ganze Story des Spiels findet auf etwa einem Drittel der Karte statt, mit einem kurzen Abstecher, der aber mehr Zeit durch das hin- und herlaufen vergeudet als wirklichen Mehrwert bietet. Außerhalb dieses „Storygebiets“ gibt es nicht wirklich viel zu finden.

Es gibt vor allem wieder viele, recht lineare Höhlen zu erkunden

Das Bauen von Basen kann lustig sein, es erfüllt aber irgendwie keinen Zweck – wozu sollte ich eine Basis bauen, wenn ich dort nichts spezielles machen kann? Sie ist für die Story auch eher hinderlich, da es viel sinnvoller ist, irgendwo ein Zelt aufzuschlagen anstatt nach jedem Spieltag immer wieder die ewig langen Wege zurückzulaufen. Es bietet praktisch keinen Mehrwert und dient nur der Streckung von Spielzeit, wenn man es überhaupt macht.

Und schließlich die Story. Anders als im ersten Teil erhält man zumindest ein bisschen mehr Orientierung, die einem ungefähr sagt, wo es hingehen soll. Dies flaut vor allem in der Mitte des Spiels sehr stark ab und man ist ohne Hilfe aus dem Internet (oder tagelangen Suchaktionen) wieder vollständig verloren. Zumal die Story auch absolut keinen Sinn ergibt und zumindest mich am Ende eher frustriert als begeistert zurückgelassen hat.

Vor allem der letzte Punkt hat mich sehr aufgeregt, da die Story vor allem durch eine Sache stark und unnötig verzögert wird. Am Anfang des Spieles erhält man drei GPS-Koordinaten, an denen man etwas suchen soll. Eine davon ist ein Grab, das man nun offensichtlich ausheben soll. Dreiviertel unserer Spielzeit haben wir damit verbracht, eine Schaufel zu suchen. Das ist nicht übertrieben. Um an die Schaufel zu kommen, muss man diverse Höhlen erkunden und verschiedene andere Werkzeuge (beispielsweise eine Harpune mit Seil dran) finden, bis man sie schlussendlich in den Händen hält. Um dann das Grab auszubuddeln, das vielleicht 30 Zentimeter tief ist.

Elektrische Zäune und Solar sind kein Problem, aber eine Schaufel wäre ja unrealistisch

Das wir das als ausgebildeter Elitesöldner auf keine andere Weise als mit diesem Spaten tun konnten, zu einem Zeitpunkt wo wir uns schon spezielle Rüstung, diverse elektrische Geräte und Möbel bauen konnten, ist meiner Ansicht nach an Lächerlichkeit nicht zu überbieten und hat mich sehr frustriert. Dieses Beispiel ist nur eines von vielen (Stichwort: Raumschiff) dafür, dass die Story in keiner Weise durchdacht oder überhaupt in sich schlüssig ist. Es werden die wildesten Themen vermischt, nichts erklärt und dann sehr viele lose Enden offen gelassen – das ist ein Problem, das, so wie ich es von anderen gehört habe, auch der finale Release nicht viel besser gemacht hat.

Mit diesen als meinen größten Kritikpunkten kann ich dem Spiel nur ein Attribut zuweisen – Zeitverschwendung. Ich kann an diesem Punkt nicht mal mehr behaupten, dass es im Multiplayer viel Spaß gemacht hat. Es war natürlich witzig, das ein oder andere Mal mit diversen Spielmechaniken herumzualbern, aber das war es dann auch.

Vielen anderen Punkten in diesem Spiel stand ich allerdings auch neutral gegenüber. Beispielsweise unserem NPC, Kelvin. Diesem kann man schriftlich Befehle geben, beispielsweise Ressourcen zu sammeln und zu einem zu bringen. Das war ein nützliches Feature für den Basenbau – wäre dieser an sich nicht so sinnlos, wäre Kelvin vermutlich eine einigermaßen sinnvolle Mechanik in diesem Spiel.

Hier in der Distanz sieht man Virginia. Sie kann auch irgendwas

Ein anderer Punkt waren die Waffen. Wir haben relativ früh im Spiel eine Pistole bekommen, später eine Schrotflinte. Pfeil und Bogen standen uns praktisch sofort zur Verfügung. Nun konnten wir relativ zum Ende des Spieles noch eine Armbrust finden – diese war aber im Vergleich zu allen anderen Waffen, die wir hatten, langsamer und schwächer. Da wir generell wenig Probleme mit Munition hatten, vor allem eben zum Ende hin, gab es nie einen Grund, diese Armbrust zu benutzen. Das ist per se jetzt nicht schlimm, hat mich aber verwirrt.

Zu guter letzt möchte ich noch eine Art von Monster nicht unerwähnt lassen, die Dämonen. Diese lassen sich nicht mit konventionellen Waffen besiegen, sondern nur, indem man ein christliches Kreuz unheilvoll von sich streckt und damit wackelt – die Dämonen fangen dann an zu brennen. Woher diese kommen und warum sie ausgerechnet mit diesem Kreuz Probleme haben, wird nie erklärt – mir fiele beim besten Willen kein Grund ein. Den Entwicklern vermutlich auch nicht.

Es gibt viele Storyelemente, die irgendwie zusammengemischt wurden

Doch was ist nun mein Fazit? Aus meiner Sicht müsste die Story nicht nur überarbeitet, sondern vollständig ersetzt werden. Die Map ist viel zu groß, und auch mit den vorhandenen Fahrzeugen nur viel zu langsam erkundbar (und das ohne wirkliche Belohnungen fürs Erkunden). Das Bauen einer Basis ist kurzfristig witzig, erfüllt langfristig aber überhaupt keinen Zweck und macht es eigentlich nur schwerer, wirklich etwas zu schaffen. Daher bin überzeugt, dass ich selbst mit künftigen Updates dieses Spiel nie wieder anfassen werde.

Was meint ihr? Fandet ihr es lustig zuzuschauen, mochtet ihr das Spiel oder habt es sogar selbst gespielt? Findet ihr, meine Kritik ist zu scharf? Diskutiert gerne auf Discord mit!

Schaut außerdem unbedingt bei meinen drei bezaubernden Mitstreitern vorbei: