Seemannsgarn mal anders

Heute sprechen wir über die Fortsetzung eines Spieles, das ich sehr mochte: „Another Fisherman’s Tale“ ist die für mich völlig überraschend erschienene Fortsetzung zu „A Fisherman’s Tale“. Der erste Teil war mit etwa zwei Stunden nicht allzu lang, aber dennoch sehr unterhaltsam. Kann mich der zweite Teil auch überzeugen?

Zunächst möchte ich auf ein paar Dinge im ersten Teil eingehen, da wir hier definitiv einige Aspekte vergleichen werden. Bei „A Fisherman’s Tale“ handelt es sich um ein VR-Spiel, dass hauptsächlich in einem Leuchtturm spielt. In der Mitte des Hauptraumes steht ein Modell des Leuchtturms, und jede Änderung hier spiegelt sich auch in der „echten Welt“ wieder – so ein Prinzip kennen wir beispielsweise auch aus „Maquette„.

Modelle gibt es hier auch – aber nur zur Levelauswahl

Mithilfe dieser Mechanik (und den gewöhnlichen Möglichkeiten in VR) müssen wir nun diverse, mit der Zeit immer anspruchsvoller werdende Rätsel lösen. Dabei wird uns eine interessante und emotionale Geschichte erzählt, auf die ich sowohl beim ersten als auch beim zweiten Teil nicht weiter eingehen möchte; es sei nur gesagt, dass ich beide sehr gut fand, die zweite aber durch gewisse Techniken noch ein bisschen besser erzählt wurde.

Der zweite Teil geht hier jedoch schon einen anderen Weg: anstatt das wir als Mensch mit einem Modellhaus interagieren, spielen wir im zweiten Teil die Puppe selbst, inklusive besonderer Fähigkeiten, die uns Rätsel auf neue Weisen spielen lassen. Beispielsweise können wir nun unseren Kopf wegwerfen, um eine neue Perspektive auf die Dinge zu bekommen und unsere Hände wegwerfen, um weit entfernte Dinge zu greifen – definitiv eine frische Idee!

Gut zielen…

Die Story findet an verschiedenen Orten statt, die wir auf unserem Abenteuer besuchen, dadurch kommt hier sehr viel mehr Abwechslung rein als in den ersten Teil. Diese Abwechslung kommt mit einigen Vorteilen, beispielsweise findet ein Level komplett unter Wasser statt, was völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Andererseits gibt es auch entsprechende Nachteile: hätte ich vorher gewusst, dass es ein Unterwasserlevel gibt, hätte ich mir den Kauf vorher überlegt, da besonders diese Umgebung bei mir zu starker Motion-Sickness führt.

Der Rest des Spieles hat mir aber sehr gefallen. Die Grafik war simpel, aber ansehnlich. Die Steuerung war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber nach den ersten paar Versuchen dann genau so reagiert, wie man es wollte. Die neuen Mechaniken wurden teilweise etwas umständlich erklärt, dennoch brachten sie frischen Wind in die Rätsel. Die Level nahmen manchmal sehr seltsame Züge an, all das war aber nicht störend, sondern eher sehr witzig – ich war mir zuerst nicht sicher, insgesamt lockerte dies den eher trüben Grundton der Story aber durchaus auf. Es erschien manchmal etwas unpassend oder gar albern, dennoch hat es Spaß gemacht, dabei zuzuschauen – ich denke, das ist die Hauptsache.

Unterwasser war es auch sehr spannend – aber eben auch anstrengend

Trotz all dieser Punkte habe ich einen großen Kritikpunkt an diesem Spiel: das Erwartungsmanagement. Ich persönlich mag es oft nicht so gerne, wenn Spiele in einer Serie (seien es hier bisher auch nur zwei Teile) so stark ihre grundlegenden Eigenschaften ändern. Wie bereits beim dritten Teil von „I Expect You To Die“ habe ich hier ein ruhigeres Spiel erwartet, das relativ stationär bleibt und nicht viel Eigenbewegung beinhaltet. Vor allem die Level mit dem Tauchen und dem selbst Fahren eines Bootes sind aber das genaue Gegenteil, nämlich eben starke Auslöser für Motion Sickness. Es war für mich Aushaltbar, aber dennoch an einigen Stellen ein eher unschönes Erlebnis.

Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass ich das Spiel nicht mag oder das ich die Neuerungen nicht interessant fand; sie waren definitiv ungewohnt, wenn man den ersten Teil im Kopf hatte, aber durchaus witzige und schöne Ideen. Ich kann auch nicht sagen, wie ich es besser gemacht hätte, da die Geschichte durchaus mit dem ersten Teil zusammenpasst. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass man es an der ein oder anderen Stelle ruhiger hätte angehen lassen, um die Spieler des ersten Teils mitzunehmen – gerade im VR-Bereich kann so ein Spiel sonst für manche Personen ganz schnell unspielbar werden, und gerade mit der emotionalen Story im Hinterkopf wäre und ist das sehr schade.

Es werden verschiedene Erzählweisen genutzt, die alle gut passen

Mich haben manche Stellen sehr angestrengt, aber dennoch habe ich das Spiel durchgespielt und es hat mir insgesamt gut gefallen. Die Atmosphäre passt, die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig, aber schlüssig und die Story war es definitiv auch wert. Wir hatte für etwa 5 Stunden viel Spaß und ich bin wirklich gespannt, ob wir weitere Teile aus dieser Serie oder vielleicht eine ganz andere Story mit diesem System sehen werden.

Was meint ihr? Hat euch das Spiel gefallen, sind VR-Spiele gar nichts für euch oder habt ihr es vielleicht sogar selber gespielt? Sollen wir mehr VR spielen? Diskutiert gerne auf Discord mit!