Mensch oder Maschine?

Heute sprechen wir über ein Spiel, dass mich sehr begeistert hat. In „The Turing Test“ wollen wir nicht nur ein Rätsel lösen, sondern müssen dafür auch ganz viele Rätsel lösen – klingt verwirrend, ist es aber auch. Mehr erfahrt ihr in diesem Artikel.

Ich denke mit dem ganzen KI-Hype in letzter Zeit hat inzwischen jeder eine Vorstellung davon, was der Turing Test ist. Es ist eine Methode um herauszufinden, ob ein nicht sichtbarer Gesprächspartner echt oder eine Maschine ist. Genau diesem Test müssen wir uns in dem gleichnamigen Spiel unterziehen.

Schnell ins Warme und losgerätselt

Die Story ist dabei recht einfach gehalten. Die International Space Agency ISA hat den Kontakt zu einer Forschungsstation auf dem Jupitermond Europa verloren und uns hinterhergeschickt, um herauszufinden, was passiert ist. Als wir jedoch dort ankommen stellen wir fest, dass die Station ganz anders aussieht, als wir es erwartet haben – multifunktionale Räume wurden so umgestellt und neu ausgestattet, dass sie eine Kette von Rätseln bilden – Rätsel, die nur ein Mensch lösen kann.

Das alles lässt natürlich vermuten, dass es hier zu einem Unfall mit einem Roboter oder einer KI kam – das wir eine KI bei uns tragen und an all diesen Rätseln vorbei führen, beinhaltet natürlich eine gewisse Ironie, die der Protagonistin aber erstmal nicht aufzufallen scheint. Diese KI ist eher selten hilfreich (logisch, die Rätsel sind ja dafür gemacht, nicht von einer Maschine gelöst zu werden), bietet uns aber einen Gesprächspartner mit teilweise sehr interessanten Gesprächen. TOM, so der Name, ist dabei auch für die spätere Story wichtig, bietet aber oft einfach nur eine Möglichkeit, die Gedanken der Protagonistin zu verstehen. Diese trägt übrigens den passenden Namen „Ava Turing“.

TOM ist die KI der Station – sowohl derer, von der wir kommen, als auch der, in die wir gehen

Allgemein ist im gesamten Spiel eher der Weg das Ziel, daher und aus Spoilergründen möchte ich gar nicht weiter auf die Story eingehen. Das Spiel an sich kann man sich nun wie ein abgewandeltes „Portal“ vorstellen. Wir bekommen eine Waffe, mit der wir Energiekugeln aus Schaltkreisen absorbieren oder sie wieder hineinfügen können. Später können wir außerdem einfache Roboter steuern, die bestimmte Gebiete erreichen oder uns auch nur mal als Gewicht für einen Schalter dienen. Mit diesen Mittel gewappnet, rätseln wir uns nun von Kammer zu Kammer, wobei die Rätsel mit jedem mal komplexer werden. Schlussendlich müssen wir immer einen Ausgang erreichen und wir kommen zur nächsten Kammer – wie gesagt, es ist in meinen Augen ein „Portal“ mit leicht veränderter Mechanik.

Ich finde den Look der Kammern auch ähnlich

Das ist aber überhaupt nichts negatives – im Gegenteil. Genau so wie ich Portal immer mochte, mag ich auch dieses Spiel. Die 70 Rätsel, die man zum beenden des Spiels lösen muss, sowie sechs zusätzliche Rätsel machen sehr viel Spaß und lassen einen vor allem zum Ende hin sehr lange nachdenken und herumprobieren. Es werden immer wieder neue Ideen und Mechaniken eingebaut, die zum einen sehr gut passen und zum anderen spannende neue Möglichkeiten zur Lösung bieten. Die Dialoge mit TOM sind eigentlich immer interessant und beziehen sich oft auf die Art von Rätsel, die man gerade löst, und bringen es mit übergeordneten und oft auch philosophischen Fragen in Verbindung, das mochte ich sehr. Allgemein kam er mir nie nervig vor, eher wie ein sehr sinnvoller Partner auf dieser Wanderung durch die Station.

Es fängt mit einfachen Hebeln an…

Zum Rest des Spiels habe ich eigentlich auch nur gutes zu sagen. Die Grafik war wunderschön und sehr passend, genau so wie das Sounddesign. Die Steuerung war zwar nicht komplex, aber sehr durchdacht und immer genau. Wir hatten keine Bugs oder Abstürze und die Dialoge und Hintergrundinformationen, die man sammeln konnte, waren sehr interessant gestaltet. Die Rätsel waren grade zu Anfang recht leicht, wurden aber stetig komplexer, ohne jedoch dabei zu frustrieren – das fand ich sehr schön. Mit einer Spielzeit von ungefähr sechs Stunden war es kein allzu langes Spiel, es hat aber sehr gut gepasst – kürzer hätte uns weniger Spielspaß bedeutet, länger hätte die Story nur unnötig gezogen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden.

…und wird bald komplexer

Es gibt daher auch eigentlich keine negativen Punkte, die ich über dieses Spiel verlieren kann. Es ist ein Spielprinzip, was man zwar aus „Portal“ sehr gut kennt, was ich aber nirgendwo so gut repliziert gesehen habe wie hier. Mir hat das Spiel sehr gefallen und ich empfehle es uneingeschränkt jedem, der dieses Spielprinzip mag. Die Story hat an der ein oder anderen Stelle vielleicht Schwächen, die sind mir jedoch kaum aufgefallen (und ihr wisst, wie kritisch ich hier bin). Dennoch ist sie eine sehr schöne Ergänzung zu diesem Rätsel-Gesamtpaket.

Was denkt ihr? Teilt ihr meine Meinung, habt ihr das Spiel vielleicht sogar selbst gespielt oder mögt ihr Rätsel nicht so sehr? Diskutiert auf Discord mit!